: Stopp, Herr Kopp!
SEEFESTSPIELE Potsdam wollte Opernspektakel nicht – jetzt kriegt es Gegenwind in Wannsee
KULTURMANAGER PETER SCHWENKOW ÜBER DEN WECHSEL SEINER „SEEFESTSPIELE“ AN DEN WANNSEE
In Potsdam war das Projekt mit großem Krach gescheitert, nun sollte in Berlin Ruhe einkehren. Doch die „Seefestspiele“, die Peter Schwenkows Deutsche Entertainment AG vom 11. bis zum 28. August im Strandbad Wannsee veranstalten will, begeistern auch hier nicht. Anwohner lehnen das Musikevent mit Mozarts „Zauberflöte“ ab, sie befürchten eine enorme Lärmbelastung ihres Quartiers. Zudem fühlen sie sich vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf verschaukelt. Die schnelle Genehmigung für den Veranstalter sei „bürgerfeindlich“, kritisiert eine Anwohnerin die Veranstaltung in einem Schreiben an Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU). Der Brief liegt der taz vor.
Die Festspiele à la Bregenz mit Opernklängen und beleuchteter Felsenkulisse auf dem nächtlichen Wasser waren in Potsdam auf Widerstand gestoßen. Geplant war die Inszenierung vor dem Ufer der südwestlich der Innenstadt gelegenen Halbinsel Hermannswerder.
Wegen anhaltender Proteste von Anwohnern und Naturschützern, aber auch mangels Unterstützung aus dem Potsdamer Rathaus hatte sich Eventmanager Schwenkow vor rund einem Monat von diesem Standort verabschiedet. Er bewarb sich mit der Show für den Wannsee, der Bezirk Steglitz-Zehlendorf schloss mit ihm in aller Eile einen Vertrag. „Potsdam hat’s vergeigt“, ätzte der Veranstalter.
Dass dieses „absurde Ansinnen“ nun vor ihrer Haustür stattfinden soll, ärgert Dagmar Sotscheck und ihre Strandbad-Initiative besonders. Auch für den Wannsee drohe die Gefahr, dass der Aufbau einer 4.500 Zuschauer fassenden Tribüne und von Pontonbrücken Umweltschäden für die Tier- und Pflanzenwelt nach sich ziehe.
Zudem erzeugten 50.000 Besucher an den 12 Abenden erheblichen „Lärm“, die Bewohner seien „beträchtlichen Störungen ausgesetzt“. Dem Lärmschutzbeauftragten von Steglitz-Zehlendorf wirft Sotscheck vor, ihre angemeldeten Bedenken ignoriert zu haben. Schließlich wird kritisiert, dass insbesondere Schüler das Sommerbad wegen der geplanten teilweisen Sperrung im südlichen Bereich nur noch eingeschränkt nutzen könnten. Das Schreiben fordert von Kopp den Stopp der Seefestspiele.
Den Bezirksbürgermeister lassen die Proteste freilich kalt. Der Bezirk stehe „ausdrücklich zu seiner Unterstützung dieser Festspiele“, ließ Kopp verlauten. Man freue sich, dass das Seefest von Potsdam an den Wannsee gewechselt sei. Die Inszenierung an diesem Ort mit „hoher Attraktivität und Ausstrahlung“ werde sicherlich neben den Berlinern auch viele Touristen anziehen. Das Bezirksamt wies die Kritiker und ihre Bedenken zurück. Das Strandbad Wannsee sei schon lange eine erprobte Location für Großveranstaltungen.
ROLF LAUTENSCHLÄGER