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Archiv-Artikel

Schaubühne wird zum Drama

Der Kulturausschuss gibt dem renommierten Haus am Lehniner Platz miese Noten: Es habe deutliche wirtschaftliche und künstlerische Probleme. Andere Bühnen wie das Berliner Ensemble boomen

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Schaubühne am Lehniner Platz ist zum Sorgenkind unter den großen landeseigenen Bühnen avanciert. Trotz der Erfolge einzelner Inszenierungen wie beispielsweise Thomas Ostermeiers Tschechow-Zyklus oder Anne Tismers Schauspielkunst ist das Theater in der vergangenen Saison in die Krise geschlittert. Das Haus zählte im letzten Jahr nur wenige Besucher mehr als in 2005. Die finanzielle Lage verschlechterte sich. Zudem kamen künstlerische Defizite hinzu. Dies geht aus einem Bericht der Berliner Kulturverwaltung zu den Theatern und Orchestern in der Stadt hervor, der gestern im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses beraten wurde.

Nach Meinung von SPD-Kulturstaatssekretär André Schmitz ist die Lage an dem renommierten Theater dramatisch. Zwar betrage die Platzauslastung rund 80 Prozent, was einer Besucherzahl knapp 100.500 entspreche. Dennoch „hat die Schaubühne ein wirtschaftliches und künstlerisches Problem“. So fehle es zum einen an ausreichenden Mitteln, die Bühne erwirtschafte nicht genug eigene Erlöse. Zum anderen müssten Verhandlungen mit der Spitze des Hauses und dem künstlerischen Leiter, Thomas Ostermeier, geführt werden.

Schmitz ging zwar nicht detailliert auf Probleme an der Schaubühne ein. Klar ist aber, dass die Lage am westlichen Kurfürstendamm und der Abgang der Choreografin Sasha Waltz im Jahr 2006 sich nicht günstig auf das Schaubühnen-Image ausgewirkt haben.

Den rund 11,8 Millionen Euro landeseigenen Subventionen jährlich steht ein Aufwand von über 15,6 Millionen Euro gegenüber. Nur 3,3 Millionen Euro hat das Theater 2006 davon selbst erwirtschaftet. Schmitz: „Über den fehlenden Mehrbedarf muss gesprochen werden.“ Der Senat werde sich mit der Schaubühne beschäftigen.

Auch an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz sind die Besucherzahlen rückläufig – um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ansonsten steht es recht gut um die Theater- und Orchesterentwicklung in Berlin. Die insgesamt 7.700 Aufführungen sahen 2,5 Millionen Besucher, referierte Schmitz. Das bedeute zwar eine Rückgang um 2,5 Prozent gegenüber 2005. Angesichts der vielen Schließzeiten, Umbauten und Intendantenwechsel könne man „aber doch zufrieden sein“.

Zu den Top-Theatern gehöre das Berliner Ensemble (BE) von Claus Peymann, das „nicht nur immer voll“ sei, sondern auch einen Überschuss von 1 Million Euro erzielte. Auch erfolgreich spielten 2006 das Deutsche Theater, das Theater Hebbel am Ufer (HAU) und das Maxim-Gorki-Theater, das nach der Sommerpause 2006 furios zulegte, so der Staatssekretär.

Wasser in den Gorki-Wein goss daraufhin die Ausschussvorsitzende und grüne Kulturexpertin Alice Ströver. Das Haus habe ein Minus von rund 80.000 Euro gemacht. Man müsse sich – auch mit der neuen Intendanz – weiter anstrengen.