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Archiv-Artikel

Eine Zukunft ohne Öl

Eine Enquetekommission des Düsseldorfer Landtags erarbeitet Alternativen zu konventionellen Energien

33,8 Millionen Tonnen Rohöl werden jährlich nach NRW importiert – 112 Millionen bundesweit. Lange kann es so nicht mehr weiter gehen, denn Peak Oil ist bald erklommen. Laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ist das Maximum der Ölförderung bereits in rund 10 Jahren erreicht. Zeit auf eine Zukunft ohne Öl zu setzen – vor allem in Nordrhein-Westfalen, dem Energieland Nr.1 in Deutschland.

Um Strategien zur Energieeinsparung und zur Substitution von Gas und Öl zu erarbeiten, beschloss der Landtag 2005 unter Schwarz-Gelb die Einrichtung einer Enquetekommission mit dem sperrigen Titel „Auswirkungen längerfristig stark steigender Preise von Öl- und Gasimporten auf die Wirtschaft und die Verbraucher in NRW“. Sie soll nun dafür sorgen, dass Nordrhein-Westfalen auch künftig wettbewerbsfähig bleibt und die Negativeffekte für die Verbraucher so gering wie möglich ausfallen. „Öl wird langsam knapper und teurer. Suchen wir nicht nach Alternativen, steuern wir auf eine extrem krisenhafte wirtschaftliche Situation zu“, erklärt Reiner Priggen, Vorsitzender der Enquetekommission.

Neben dem Einsatz von erneuerbaren Energien setzt die Kommission vor allem auf eine Strategie: das Effizienz- und Einsparpotenzial in NRW. „Das dümmste, was man heute mit Öl machen kann, ist die Beheizung von Häusern“, so der Kommissionsvorsitzende.

Die bisherigen Expertenanhörungen zeigen allerdings, dass die Meinungen darüber auseinander gehen. Vertreter der Industrie beklagen, dass der hohe Wettbewerbsdruck keine weitere Steigerung der Energieeffizienz und -einsparung zulässt. Vertreter der Energieagentur NRW dagegen sehen noch erhebliche Effizienzpotenziale bei den industriellen sowie privaten Verbrauchern. Das glaubt auch Priggen: „Allein durch eine bessere Dämmtechnik könnten zum Beispiel beim Beheizen von Häusern bis zu 90 Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden.“ Die Zukunftsvision des Grünen-Politikers: Intelligente Technik, kein Komfortverzicht, Kosten sparen und das Klima schützen.

Bis 2008 können noch Experten angehört, Forschungsaufträge vergeben und durchgeführt werden. Dann will die Kommission der Landesregierung ihre Handlungsempfehlungen vorlegen – wahrscheinlich auf 400 bis 600 Seiten. STEPHANIE KASSING