: FÜR DIE WIRKLICHKEIT GIBT ES KEINEN ERSATZ
Josephine Götz, Päng!
Eines Nachts, kurz vor Abgabe meiner Abschlussarbeit, legte ich diesen Slogan für Päng! fest: Für die Wirklichkeit gibt es keinen Ersatz. Zu diesem Zeitpunkt war Päng! nur eine theoretische Idee, grob konzeptionell umrissen auf sechzig Seiten Bachelorarbeit. Ein Lese- und Abenteuerheft sollte es werden. Zum Entdecken und zum Innehalten. Ein Heft, das mal nicht davon handelt, wie man am besten zu Leben hat, sondern das entspannt und zum Träumen einlädt. Ein Heft, das dem Leser die Frage stellt: „Was willst du genau jetzt, in diesem Moment, am liebsten machen?“
Ein halbes Jahr später erweckte Artdirektorin Cathrin Gehle diese Idee, diesen Traum von einem neuen Magazin, grafisch zum Leben. Mit dem Ergebnis saßen wir an einem kühlen Dezemberabend mit 20 freien Autoren, Fotografen und vor allem Freunden zusammen und planten den Inhalt. Vor zweieinhalb Jahren, Anfang April 2012, war es dann so weit. Wir machten dem Lieferanten der Druckerei in Schlafsachen die WG-Tür auf, um 1.000 Verlagsausgaben in Empfang zu nehmen. Die restlichen 11.000 Exemplare warteten schon druckfrisch und sehnsüchtig am Kiosk. Es konnte losgehen: Pängsters Paradise! Päng!Mania.
Stuttgart war nach den ersten Ausgaben vollgePäng!t, unser Streetteam deutschlandweit unterwegs, man fand uns auf den angesagten Messen und unsere Zielgruppe als Pängster in der Verlagsbranche etabliert. Päng! Mit einem großen Knall haben wir fünf Hefte auf den Markt gebracht. Die Bilanz: Druckauflage 15.000. Durchschnittlich 70 Prozent Abverkauf am Kiosk. 1.000 Abonnenten. Online-Netzwerk mit über 3.500 Teilnehmern. Großes Presseecho von der ersten Ausgabe an. Ein fantastisches Netzwerk aus Unterstützern und irren Mitstreitern, das uns das erst alles ermöglichte.
Letzten Herbst lag die Anfrage von Converse für die Jahresschaltung einer Anzeige auf dem Tisch. Ein Meilenstein. Unsere Crowdfunding- Aktion hatte 10.000 Euro zusammengebracht, die Druckerei wartete auf den nächsten Drucktermin, zwei der engsten Mitstreiter waren bereit, mit auf volles Risiko zu gehen. Es war die Stufe zwischen ganz lassen oder ganz groß starten und das Feedback von draußen stand auf unserer Seite. Ich legte mich mit geschlossenen Augen auf meinen Fußboden und dachte an das erste Treffen mit Päng!-Artdirektorin Cathrin. Liebe auf den ersten Blick, sie mit diesem sagenhaften Talent, ich mit meiner Vision. Seit Kurzem wusste ich, dass sie ihr erstes Baby erwartet. Und schon seit Längerem wusste ich, dass ich immer neidischer werde, wenn ich von all den Abenteuergeschichten las, die mir unsere Autoren zuschickten und für Päng! organisiert, gedruckt und vertrieben haben wollten. Mein Blick schweifte auf den vollbeladenen Schreibtisch, über den Zeitschriftenständer mit fünf Ausgaben von Päng!, hin zum großen, neuen, bisher unbenutzten Reiserucksack. Und blieb hängen. Für die Wirklichkeit gibt es keinen Ersatz.
Die fünfte Ausgabe von Päng! ist vorerst die letzte.