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Archiv-Artikel

BOULEVARD DER BESTEN: FRAUKE SCHIRMBECK „Ach, die taz!“

Die taz hätte Frauke Schirmbeck beinahe verloren. Seit 1992 arbeitete sie in der Bildredaktion und war 2002 gerade dabei, ihre halbe Stelle zu kündigen, als der damalige Chef vom Dienst, Klaus Hillenbrand, ihr den Job als Redakteurin für die Betreuung der Seite 1 anbot.

Hillenbrand suchte ein Talent, das Schlagzeilen kreiert, diese mit Bildern zusammendenken kann – und starke Aufmacherseiten daraus formt. Frauke Schirmbeck schien genau die Richtige für diese Aufgabe und blieb so der taz erhalten.

Ein Glücksfall, der ohne die Wende nie passiert wäre. Im alten Westberlin gab es keine Jobs für die heute 49-jährige Fotografin, die ihr Handwerk beim Berliner Lette-Verein erlernte. Alle potenziellen Arbeitgeber saßen in Westdeutschland, Frauke Schirmbeck wollte wegziehen. Doch aus dem armen Westberlin wurde eine boomende Metropole – und so heuerte sie bei der quicklebendigen Hauptstadtzeitung taz an. Als Redaktionsyoungsterin war sie freilich mit den Nachwehen eines schmerzhaften Häutungsprozesses dieser Zeitung konfrontiert. Kurz zuvor war die taz-Genossenschaft gegründet worden – in den Augen vieler alter taz-KollegInnen ein Verrat. Gerade in einer linken Tageszeitung, so Schirmbeck, können solche Wandlungen zu persönlich verletzenden Konflikten führen.

In ihren 22 Jahren taz ist Frauke Schirmbeck mehrfach Zeugin solcher Konflikte geworden und dachte sich oft: „Ach, die taz!“ Wie unnötig schwer macht es sich das Blatt und vergrault oft jene guten Leute, die sie so dringend braucht. Die anstehende Reform der taz.am wochenende läuft zum Glück bisher kollegial ab. Seit April 2013 ist Frauke Schirmbeck Teil des zuständigen Redaktionsteams und begleitet die Weiterentwicklung der Wochenendausgabe der taz. Für deren Gelingen ist die gestandene Zeitungsmacherin ein Garant .

MANUEL SCHUBERT