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Archiv-Artikel

Kampf gegen eine Totgesagte

ACTION Die „Bürgerinitiative gegen die Stadtbahn“ überreicht 15.000 Unterschriften im Rathaus. Dabei hat Bürgermeister Olaf Scholz das Projekt längst beerdigt – zugunsten der U-Bahn in die Hafencity

Viel Aufmerksamkeit war den Stadtbahngegnern nicht vergönnt

„Action, mehr Action“, ruft die Kamerafrau vom NDR den 13 Mitgliedern der „Bürgerinitiative gegen die Stadtbahn“ zu. Tatsächlich steht die ältere Garde mit ihren Protestleibchen leicht deplatziert vor dem Hamburger Rathaus, um 15.000 Unterschriften in zehn Ordnern ins Foyer zu bringen.

„Wir haben die aktuelle Politik zwar auf unserer Seite, aber bisher wurde das Planfeststellungsverfahren noch immer nicht beendet“, sagt Andreas Wagener, Sprecher der Protestinitiative. Erst dann könne man von einem endgültigen Aus für die Stadtbahn sprechen.

Man wolle ein deutliches Signal an die Politik senden, sagt Wagener. „Das Ding muss weg“, hallt es zaghaft durch die Eingangshalle. Woraufhin ein junger Mann stehen bleibt und kontert: „Die Bahn steht doch überhaupt nicht.“ Was man abreißen wolle, müsse man erst mal bauen, meint er. In Steilshoop und Osdorfer Born würde man sich über eine vernünftige Anbindung freuen.

Harry Schaub, Vorsitzender der Initiative „Stadtbahn-JA!“, sieht die Aktivitäten der Gegner gelassen: „Wir schaffen die geforderten 10.000 Unterschriften ebenso locker.“ Seine Initiative würde die Unterschriften zwei Monate später einreichen und so noch mehr zusammenbekommen. Wenn die SPD-Regierung das Planfeststellungsverfahren jetzt stoppe, drohten dem Steuerzahler Verluste in zweistelliger Millionenhöhe.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte in seiner Regierungserklärung das Straßenbahnprojekt als „gute Idee“ bezeichnet. Nach der Entscheidung der CDU-geführten Senate für die U-Bahnlinie 4 in die Hafencity könne sich Hamburg aber kein weiteres Nahverkehrssystem leisten. Für die östliche Hafencity solle die U-Bahn bis zu den Elbbrücken verlängert und dort mit der S-Bahn verknüpft werden.

Viel Aufmerksamkeit war der Unterschriftenübergabe der Stadtbahngegner nicht vergönnt. Nach 30 Minuten lösten sie sich auf und verschwanden im Gefolge einer chinesischen Delegation, die aus dem Rathaus strömte. GUNNAR MATZEN