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Archiv-Artikel

Rückhalt für AKW bröckelt

AKW ESENSHAMM Selbst SPD-Politiker aus der Wesermarsch, die bisher stramm zu Eon standen, fordern jetzt, den Uralt-Meiler nicht mehr ans Netz zu lassen

19 zu 33 Stimmen für die „unwiderrufliche Stilllegung des AKW Esenshamm“: Als erstes Kommunalparlament aus der Wesermarsch schloss sich am Donnerstagabend der Rat der Stadt Brake dieser Forderung von AtomkraftgegnerInnen an.

Entscheidend für den nach zweistündiger Diskussion gefassten Beschluss war der Meinungswandel der örtlichen SPD. Die hatte bisher – in Widerspruch zur offiziellen Parteilinie – stets für den Uralt-Meiler Position ergriffen; noch vor zwei Jahren stimmte sie für dessen Laufzeitverlängerung. Doch nun wechselten die Genossen die Seite: 14 von 17 verlangten, der Meiler dürfe ebenso wie die anderen sieben derzeit stillliegenden Reaktoren nie wieder ans Netz, die verbliebenen Reststrommengen müssten verfallen. Unterstützung kam von drei Vertretern der bisher atomfreundlichen Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG), einem CDUler und dem einzigen Grünen. Letzterer hatte den Antrag mit Vertretern von SPD, CDU und UWG gemeinsam eingebracht.

AKW-Betreiber Eon konnte sich jahrzehntelang auf starken Rückhalt in der Region verlassen. Mehrere Hundert Menschen arbeiten im Kraftwerk, örtliche Firmen profitieren von Aufträgen. Kurz nach Fukushima aber meldete sich Landrat Michael Hübrink zu Wort, der nie ein böses Wort über das Kraftwerk verloren hatte. „Es wäre unverantwortlich, es wieder anzuschalten“, verkündete er. Dem protestierenden Betriebsrat hielt der SPDler vor, dass Arbeitsplätze keine Rechtfertigung für die Beibehaltung einer unverantwortlich riskanten Technologie seien.

Auch Oldenburg, Delmenhorst und Schwanewede sowie die Kreistage Ammerland und Friesland haben sich gegen einen Weiterbetrieb des AKW ausgesprochen. In Nordenham sowie in den Kreistagen Wesermarsch und Osterholz ist ähnliches geplant. Bremen will sogar rechtliche Schritte gegen eine Wiederinbetriebnahme ergreifen. Die Umzingelung des AKW am Ostermontag dürfte die größte Demo in Esenshamm seit 1978 werden. ARMIN SIMON