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Archiv-Artikel

„Realität kopieren“

3-D-Fernsehen ist ein alter Traum der Filmindustrie. Ein Gespräch mit Medienkunst-Expertin Sabine Himmelsbach

Von BEE

SABINE HIMMELSBACH leitet das Edith-Ruß-Hause für Medienkunst in Oldenburg.

taz: Frau Himmelsbach, TV-Bilder, in die man hineinsteigen kann: Warum braucht man die?

Sabine Himmelsbach: Im Film gab es schon immer die Tendenz, möglichst realitätsgetreu zu wirken. Diese Entwicklung reicht von frühen Bildern mit Landschaftspanoramen über den Stummfilm zum Tonfilm, vom Schwarzweiß- zum Farbfilm bis zu Cinemascope und Omnimax-Leinwandformaten. Natürlich gibt es auch gegenläufige Strategien, die darauf abzielen, diese Illusion zu durchbrechen.

3-D hatte seine große Zeit im Kino der fünfziger Jahre, das so das Fernsehen übertrumpfen wollte. Hat das Fernsehen inzwischen gewonnen?

Ich glaube, es wird immer beides geben: einerseits das gemütliche Sitzen vor dem heimischen Fernseher und andererseits das soziale Ereignis Kino.

Seit mehr als 100 Jahren wird mit 3-D experimentiert. Warum dauert es so lange, bis etwas Tragfähiges entwickelt war?

Oft hängt von Zufällen ab, was sich auf dem Markt durchsetzt. Es gab schon die exotischsten Varianten: In den Sechzigern etwa den Versuch, alle Sinne anzusprechen. In so genannten „Smell-O-Visions“ mussten sich die Zuschauer Duftstoffe auf die Haut reiben. Mit Hilfe von 3-D-Brillen wiederum sollte man optisch in das Bild eintauchen.

Warum hat sich all das nicht durchgesetzt?

Die Technologie der damals verfügbaren 3-D-Brillen war nicht ausgereift. Bei den Rot-Grün-Brillen war die Illusion nicht perfekt, bei dem infrarot gesteuerten LCD-Shutterbrillen auch nicht. Außerdem ist die Abbildung des Originals nicht mehr unbedingt das Ziel. In den Neunzigern kam die Erschaffung virtueller Räume hinzu, die keine Entsprechung in der Realität haben. INTERVIEW: BEE