: Nachdenken über die lange Leitung
Seit Wochen wird der Düngemittelhersteller K+S von unterschiedlichsten Seiten bestürmt, die geplante Einleitung von Salzlauge in die Werra bleiben zu lassen. Jetzt prüft K+S Alternativen, hat aber noch keinen Lösungsansatz
Schauplatz der Geschichte ist eine Düngemittelfabrik im fernen Hessen, aber in diesem Fall haben auch noch die Menschen in Niedersachsen und Bremen etwas davon. Denn der Fluss Werra muss erstens seit Jahrzehnten die Abwässer der Firma K+S aufnehmen und fließt zweitens in die Weser. Was in Hessen passiert, führte somit in der Vergangenheit beispielsweise in Bremen zu der Frage, wie es eigentlich um die Belastung des Trinkwasser steht, das man aus der Weser gewann. Vergangenes Jahr nun sind Pläne des Düngemittelherstellers K+S bekannt geworden, auf die bereits bestehende Abwassermenge ab 2008 noch rund 500.000 Kubikmeter Salzlauge draufzuschlagen. Dafür soll eine 63 Kilometer lange Rohrleitung gebaut werden, durch die salzhaltiges Abwasser eines Kaliwerks in Neuhof-Ellers bei Fulda fließen soll, um bei Philippsthal in die Werra geleitet zu werden.
Seit Anfang des Jahres versuchen Umweltverbände, die hessischen Grünen und die Umweltminister von Niedersachsen und Hessen in seltener Eintracht die Pläne von K+S zu verhindern. Am gestrigen Freitag nun vermeldete das niedersächsische Umweltministerium, K+S sei nach einem Gespräch mit Minister Hans-Heinrich Sander (FDP) auf der Suche nach Alternativen. Was sich nach Bewegung anhörte, klang allerdings aus dem Mund von K+S-Sprecher Oliver Morgenthal nicht ganz so vielversprechend: „Wir sind für jede Idee offen. Aber bislang gibt es neben der Einleitung keinen Lösungsansatz.“
Seit Monaten mache man bei K+S nichts anderes, „als nach anderen Möglichkeiten zu suchen, sie zu prüfen und weiterzusuchen“, sagte Morgenthal. „Aber bislang haben wir noch keine Alternative gefunden, die allen Seiten gerecht wird.“ Inzwischen hätten sich neue Vorschläge ergeben, die sich jedoch „nur in Nuancen“ von den ursprünglichen Varianten unterschieden. In der Diskussion war auch eine Leitung bis in die Nordsee – eine Variante, von der unterdessen der Thüringer Landtag befand, sie sollte umgesetzt werden.
Aus Niedersachsens Umweltministerium war gestern zu hören, es bleibe das erklärte politische Ziel, dass die Salzbelastung in der Werra sinken müsse. Das Unternehmen ist indes der Auffassung, der Fluss könne die Abwassermengen verkraften. K+S beruft sich dabei auf einen Grenzwert von 2.500 Milligramm Salz je Liter Wasser. Die Umweltverbände verweisen dagegen darauf, dass der Grenzwert aus dem Jahr 1942 stamme und die biologische Schädigungsschwelle tatsächlich bei 500 Milligramm liege. Zuständig für die Genehmigung der Salzlaugen-Pipline ist nun das Regierungspräsidium in Kassel. Die Entscheidung soll in einigen Monaten getroffen werden. KLI