: Teheran legt Freilassung auf Eis
Die britische Soldatin Faye Turney wird zum Symbol der Spannungen zwischen Iran und Großbritannien
DUBLIN taz ■ Sie ist zum Symbol der britisch-iranischen Krise geworden. Das Foto der Soldatin Faye Turney, die mit ihren 14 Kollegen vor acht Tagen von iranischen Sicherheitskräften wegen angeblicher Grenzverletzung in Gewahrsam genommen wurde, ist auf den Titelseiten sämtlicher britischer Zeitungen abgedruckt worden. Eigentlich sollte die 26-jährige Mutter einer dreijährigen Tochter längst freigelassen werden. Doch weil sich die britische Regierung „nicht korrekt verhalten“ habe, legte Teheran die Freilassung auf Eis.
Stattdessen veröffentlichte die iranische Regierung einen weiteren Brief von Turney, der ans Londoner Unterhaus adressiert ist. Darin fordert die Soldatin den Rückzug aus dem Irak. „Ist es nicht an der Zeit, unsere Truppen aus dem Irak abzuziehen“, fragt sie, „und sie ihre eigene Zukunft bestimmen zu lassen?“ Die britischen Medien sind sich einig, dass Turney gezwungen wurde, den Brief zu schreiben – ebenso wie den an ihre Familie.
Darin schrieb sie am Mittwoch: „Wir sind offensichtlich in iranische Gewässer vorgedrungen, und ich wünschte, wir hätten das nicht getan, dann wäre ich jetzt wieder bei euch zu Hause.“ Das wiederholte sie auch im iranischen Fernsehen, wo sie mit Kopftuch und Zigarette gezeigt wurde. Sie werde anständig behandelt, die Leute seien freundlich und warmherzig.
Die britischen Medien taten das als iranische Propaganda ab. Sie sehe aus wie eine „verängstigte Geisel“, fand die Daily Mail, und die Times befragte einen Psychologen, der prompt bescheinigte, Turney sei „unglücklich und unter Stress“. Die meisten Zeitungen zitierten Turneys Freundin Kim Slater: „Faye sieht auf den Bildern nicht gut aus, irgendetwas stimmt mit ihr nicht.“ Und die Sun wetterte: „Es ist ein Kriegsverbrechen, gefangene Soldaten öffentlich vorzuführen.“
Ein dritter Brief wurde gestern von Teheran veröffentlicht. Er trägt Turneys Handschrift und ist an das britische Volk gerichtet: „Ich schreibe an Sie als britische Soldatin, die in den Irak geschickt wurde, geopfert der Einmischungspolitik der Regierungen Bush und Blair.“ Sie werde, schreibt die Soldatin Turney weiter, besser behandelt als die irakischen Gefangenen im Gefängnis von Abu Ghraib. RALF SOTSCHECK