: Osterhasen im Aufgalopp
Auf der Bremer Galopprennbahn wird in Zukunft das familienfreundliche Unterhaltungsangebot ganz im Vordergrund stehen. Hoch dotierte Rennen kommen nicht mehr nach Bremen
von Klaus Wolschner
Die Konzept der Bremer Galopprennbahn wird völlig umgekrempelt. Im kommenden Jahr soll die Bremer Rennbahn-GmbH überflüssig werden, denn der Rennbetrieb wird dann für ganz Deutschland zentral von Köln aus gemanagt. Auch sein Vertrag, sagt Rennbahn-Geschäftsführer Dietrich von Mutius, laufe im Juni 1008 aus, ein Nachfolger werde in Bremen nicht mehr benötigt.
Hoch dotierte Rennen wird es schon in diesem Jahr nicht mehr geben – das sei eine Konsequenz der Marktlage, erklärte von Mutius. Der „Gesamtmarkt der hochklassigen Pferde“ sei rückläufig. Die Bremer Rennbahn setze stärker als bisher auf „family entertainment“. Es gebe einfach nicht genügend Sponsoren. „Wir schließen guten Sport nicht aus“, sagte er, aber die Top-Rennen gebe es nur noch, wenn die Sponsoren da seien. „Dem Rennsportinteressierten tut das weh“, aber die zentrale Aufgabe der Rennbahn sei das „Standortmarketing“ für Bremen, und diese Funktion erfülle das unterhaltsame Programm auch mit weniger gut dotierten Rennen. Am Karfreitag geht die diesjährige Saison los – zwei Moderatoren sind engagiert worden, um durchs Programm zu führen, und die ersten tausend Kinder, die kommen, bekommen einen Osterhasen geschenkt.
In diesem Jahr kann von Mutius noch mit 195.000 Euro Zuschuss von der Stadtgemeinde rechnen, im kommenden Jahr müssen die Renntage dann ohne Zuschuss auskommen – so sei es politisch auch gewollt, so der Geschäftsführer.
Die bisherigen Zuschüsse seien in gewisser Weise eine „Anschubfinanzierung“ gewesen, die Bremer Rennbahn habe inzwischen durch die Modernisierung einen hohen Standard und gehöre zu den fünf besten in Deutschland. In der zentralen Vermarktung der Renntage könne insofern auch eine Chance liegen, so Mutius.
2006 hatte die Rennbahn-GmbH noch 340.000 Euro Zuschuss bekommen, im Jahresergebnis waren zusätzlich 248.000 Euro Verlust aufgelaufen, die von der staatlichen Veranstaltungs-Holding „HVG“ übernommen werden müssen. In Wirklichkeit, sagt Klaus Möhle, Wirtschaftspolitiker der Grünen, sind in 2006 mehr als eine Million Euro in die Rennbahn geflossen: Rund 250.000 Euro kostet die Grünpflege, die in den Büchern der Rennbahn-GmbH nicht auftaucht. 55.000 Euro Zuschuss läuft über die Bremer Marketing-Gesellschaft, im Controlling-Bericht des Senats tauchen noch 145.000 Euro „sonstige“ Zahlungen an die Rennbahn-GmbH auf.
Ohne hohe Zuschüsse gibt es eben keine hoch dotierten Rennen mehr, sagt der Geschäftsführer – für „family events“ reiche der „Basis“-Pferdesport aus, Zudem gebe es Einnahmen aus der Pacht des Hotelbetreibers und des Golfplatzes.
Im vergangenen Jahr zählte die Galopprennbahn an zehn Renntagen insgesamt 34.000 BesucherInnen. Das ist erheblich weniger als das BAW-Institut, in dem immerhin Rennverein-Aufsichtsrat Frank Haller der Chef ist, im Jahre 2003 wissenschaftlich prognostiziert hatte: 100.000 zahlende Gäste sollten es nach Abschluss der Umbau- und Modernisierungsarbeiten sein. Die staatlich finanzierte Investition sei in jeder Hinsicht unwirtschaftlich, hatte damals der Bremer Rechnungshof moniert: Acht Millionen Euro Zuschuss hatte Bremen gegeben, dazu das neue Grundstück für die Trainingsbahn, das einen Wert von neun Millionen Euro habe.