: Wir machen uns für Sie kundig
WERKSTATTBERICHT II Mit dem neuen Wochenendmagazin der taz wird ein neues Ressort etabliert. „Sachkunde“ soll es heißen. Der Wettbewerb der Ideen läuft
VON ANDREAS RÜTTENAUER
Viel ist entschieden worden, was den neuen Wochenendauftritt der taz angeht, und doch ist die Arbeit an dem neuen Magazin noch lange nicht beendet. Jetzt gilt es die Seiten, die wir neu angeordnet haben, zu füllen. Das neue Ressort, das wir geschaffen haben, wollen wir mit unseren Ideen zum Glänzen bringen. „Sachkunde“ heißt der neue Bereich im Wochenendmagazin der taz, den wir unseren LeserInnen am 11. Oktober erstmals präsentieren. Den haben wir aufgemacht, um über Glauben, Lernen und Wissen informieren zu können. Der Wettbewerb der Ideen um einen Platz auf den ersten Sachkunde-Seiten läuft bereits.
Die Bildungsredakteurin Anna Lehmann möchte sich dem Thema Spicken aus einem anderen Blickwinkel nähern. Sie fragt sich: Muss man den klassischen Prüfungsbetrug an Schulen und Universitäten nicht neu bewerten? Erst recht in einer Gesellschaft, in der es für immer mehr Menschen alltäglich geworden ist, bei jeder Unklarheit zum Smartphone zu greifen, um sich kundig zu machen. Anna Lehmann hat außerdem ein Ghostwritingunternehmen aufgetrieben, das zur fertigen Doktorarbeit gleich die Garantie zu bestehen mitliefert. Kann dieser Betrug auf ganz hohem Niveau funktionieren, und wie sehr schaden sich die Doktoranden dabei selbst? Doris Akrap, Redakteurin der Wochenendausgabe, treibt die Frage um, ob die Gesellschaft hierzulande immer säkularer wird, ob Kirchenaustritte wirklich mit einer Abkehr vom Glauben einhergehen. Die Frage, warum aus der durch Skandale belasteten katholischen Kirche genauso viele Menschen austreten wie aus den evangelischen Kirchen, verlangt nach einer Antwort. Und was reißt der neue katholische Superstar Papst Franziskus wirklich? Verpuffen seine kapitalismuskritischen Einwürfe nicht in einer Welt, in der Konsum längst die wichtigste Religion ist?
Wir wollen technische Fragen erörtern und Ideen aus der Wissenschaft vorstellen. Kennen Sie beispielsweise das Outernet? Beim Outernet handelt es sich um ein Projekt, welches zukünftig mithilfe einer Vielzahl kleinster Satelliten Menschen in diktatorisch regierten Staaten unabhängiges und unzensiertes Internet bereitstellen will. Wie realistisch solche Projekte sind, ob sie wirklich halten können, was sie versprechen, darüber möchten wir im Sachkunde-Ressort schreiben. Neben der Technikforschung widmen wir uns verstärkt dem menschlichen Körper. Wie wird man 100 Jahre alt?, könnte da eine Frage lauten. Wie viel Schulmedizin steckt in einem alten Körper? Muss man Teile auswechseln, wenn man 100 werden will? Oder sind alternative Heilmethoden und ein gesunder Lebenswandel nicht genauso hilfreich?
Noch sind es viele Fragen, die wir uns stellen. Antworten darauf gibt es ab 11. Oktober mit der taz-Sachkunde.
■ Andreas Rüttenauer, 46, ist Chefredakteur der taz