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Archiv-Artikel

Tanksäule schlägt Zapfsäule

Wegen des Booms beim Biodiesel steigen immer mehr Bauern von Gerste auf den nun profitableren Anbau von Mais und Raps um. Folge für den Verbraucher: Bier wird teurer

BERLIN taz ■ In Mexiko sind es die Tortillas, in Deutschland ist es das Bier: Der Boom beim Biosprit sorgt für einen hohen Bedarf an Mais und Raps. Einerseits treibt das die Preise hoch und verteuert damit auch wichtige Grundnahrungsmittel wie die Maisfladen. Andererseits verdrängt der Anbau der beiden Rohstoffe andere Getreide wie Gerste. Die Folge: Bier wird teurer. Und genau davor warnt jetzt der Deutsche Brauer-Bund.

Um wie viel Produzenten und Händler die Preise anheben werden, könne der Bund zwar nicht sagen, meint Sprecher Kai Schürholt. Die Rohstoffkosten seien zuletzt aber derart gestiegen, dass das die Biertrinker künftig spüren würden.

Die Nachfrage nach Biosprit steigt weltweit. Allein für die USA erwartet das dortige Landwirtschaftsministerium, dass die Anbaufläche für Mais deshalb in diesem Jahr um 15 Prozent zunimmt. Auch in Deutschland steigen viele Bauern um – von Gersten- auf Raps- und Maisanbau. Pro Jahr geht die Gerstenfläche um fünf Prozent zurück. Deshalb wird das Angebot auf dem Weltmarkt knapper und die Preise klettern in die Höhe. Derzeit kostet eine Tonne Gerste rund 180 Euro, vor zwei Jahren waren es noch 130 Euro. Für das Malz, das aus dem Getreide gewonnen wird, zahlten die Brauereien im Jahr 2006 pro Tonne 240 Euro. Momentan müssen sie für die gleiche Menge schon 400 Euro auf den Tisch legen.

Gegen die neue Konkurrenz durch den Biosprit erscheint das alte Problem der Wetterabhängigkeit an Gewicht zu verlieren – selbst in einem so schlechten Erntejahr wie 2006. „Wir hoffen, dass der Ernteausfall ein einmaliger Effekt war“, sagt Schürholt. Während der Juni und Juli zu trocken waren, regnete es im August zu viel, und darunter litt die Qualität der Braugerste. Hinzu kam, dass Australien aufgrund der schlechten Wetterbedingungen große Mengen vom Weltmarkt abzog.

Die Radeberger Gruppe prüfe nun bereits, inwieweit sich Preiserhöhungen durchsetzen ließen, berichtet die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Manchmal sei das nicht so leicht möglich, sagt Brauer-Bund-Sprecher Schürholt: „Wenn ein Kasten, der 9,95 Euro kostet, teurer werden soll, hieße das, man überspringe eine psychologisch wichtige Marke.“ Bei der Brauerei Becks wird Bier zum 1. Mai teurer: „Ob Groß- und Einzelhandel und Gastronomie das weitergeben, liegt in deren Hand.“ Im Nachbarland Österreich haben bereits Brauereien ihre Preise angehoben.

CHRISTINE ZEINER