: Zu Ostern heiliger Zorn
Schriftsteller, aufgemerkt! Auch diese Feiertage bieten Bischöfe viel Anschauungsmaterial für einen Dialogroman
Anlässlich von Ostern ein kleiner Service für Martin Mosebach („Häresie der Formlosigkeit) und all die anderen aktuellen Schriftsteller, denen die Religion am Herzen liegt: Falls Anschauungsmaterial benötigt wird, um idealtypische christliche Romanfiguren zu gestalten, dann bitte an die Deutsche Presse-Agentur wenden. Zum Osterfest haut die jetzt wieder prima Details raus.
Falls man einen Bußprediger braucht: Bitte sehr, der nordelbische Bischof Hans Christian Knuth zieht vom Leder. „Das, was Ostern eigentlich ist, nämlich die Erkenntnis, dass der Tod nicht das Ende ist, fällt völlig unter den Tisch. Die Menschen werden von der Sinnstiftung abgeschnitten“, so zitiert ihn dpa. Das mit der Sinnstiftung sieht Mosebach ja so ähnlich. Weiter Bischof Knuth: Beim Osterfest dürfe es nicht um Kommerz gehen. Über dieses Thema sei „heiliger Zorn“ entbrannt: „Wir werden uns noch wundern über die sozialen Folgen, wenn die Regelung von Werk- und Feiertag zerstört wird.“ Die Vielzahl an Scheidungen oder verwahrloster Kinder nannte er „Kollateralschäden“.
Wow. Von Sinnstiftungssorgen zu verwahrlosten Kindern in vier Sätzen! Das alles könnte man doch gut einbauen in einen Romancharakter, der an der modernen Welt verzweifelt. Oder ist das doch zu klischeehaft?
Falls man aber einen lebenslustigen, jedoch immer noch christlichen Gegenspieler braucht, kann man den Hamburger Erzbischof Werner Thissen nehmen. Auch da hilft dpa. Thissen: „Ich finde es nicht so unangemessen, sich zu einem hohen christlichen Feiertag gegenseitig zu beschenken oder sich und Freunden etwas Gutes zu tun. Besonders wenn sich jemand in der Fastenzeit eingeschränkt hat, kann das erste Glas Wein durchaus ein Stück Osterfreude sein.“ Wichtig sei nur: „Man darf nicht nur an sich selbst denken.“
Also, liebe Autoren! Bei solchen Gegenspielern reibt man sich doch die Hände. Bisschen Naphta und Settembrini dazu, fertig. Nächste Ostern erwarten wir einen Dialogroman. Hm. Oder reicht es doch nur zur Vorabendserie? DRK