press-schlag : Konfuzius sagt ...
Weil nur noch ein Spitzenspiel in der Bundesliga ansteht, entscheiden Absteiger die Meisterschaft
Konfuzius, befragt nach dem deutschen Fußballmeister des Jahres 2007, hätte trotz Unkenntnis des Ballspiels mit einiger Wahrscheinlichkeit geantwortet: „Erzähle mir die Vergangenheit, und ich werde die Zukunft erkennen.“ Die Vergangenheit ist schnell erzählt. Vier Mannschaften haben sich abgesetzt, zwölf kämpfen gegen den Abstieg. Zwei Mannschaften hängen in der Luft. Das Quartett der Titelaspiranten ist labil. Man beschäftigt sich mit der Simulation von Stärke. Für ein paar Siege reicht es dennoch. Sehr selten erleben die Zuschauer Momente echter Dominanz, großen Spielwitzes und naturgegebener Inspiration.
Die aussichtsreichen vier machen es also spannend, weswegen aus der Vergangenheit nichts, aus der Zukunft aber – möglicherweise – alles gelesen werden kann. Sechs Spiele sind noch zu spielen. Weil fast die ganze Liga aus potenziellen Absteigern besteht, bekommen es die großen vier mit lauter Kellerkindern zu tun. Schalke, Bremen und Stuttgart scheinen in vermeintlich privilegierter Position zu sein, weil sie fünf- beziehungsweise sechsmal auf einen Abstiegskandidaten treffen. Schalke bekommt es mit Mainz (auswärts), Energie Cottbus (zu Hause), dem VfL Bochum (A), Borussia Dortmund (A) und Arminia Bielefeld (H) zu tun, dazwischen lässt sich der ambitionslose 1. FC Nürnberg noch einmal in Gelsenkirchen blicken. Bremen muss gegen Borussia Dortmund (A) ran sowie gegen Alemannia Aachen (H), Arminia Bielefeld (A), Hertha BSC Berlin (A), Eintracht Frankfurt (H) und VfL Wolfsburg (A).
Die derzeit recht formstarken Stuttgarter haben folgendes Restprogramm: Hannover 96 (H), Bayern München (H), Borussia Mönchengladbach (A), FSV Mainz 05 (H), VfL Bochum (A), Energie Cottbus (H). Die Bayern müssen sich nur viermal von der Abstiegsmeute jagen lassen, als da wären: der Hamburger SV (H), Borussia Mönchengladbach (A), Energie Cottbus (A) und der FSV Mainz 05 (H). Zu Hause empfangen sie noch Bayer Leverkusen, auswärts wartet der VfB Stuttgart auf die Bayern. Es ist das einzige (!) noch verbleibende Spitzenspiel der Saison. Wird hier der Meister gemacht? Wohl kaum. In dieser Spielzeit bestimmen die Kellerkinder, wer die Meisterschale stemmen darf, also Energie Cottbus, Mainz 05 oder Arminia Bielefeld. Das macht es nicht leichter für die Spitzenreiter, denn die da unten werden von Spieltag zu Spieltag bissiger. Die Grasfresserei wird in den kommenden Wochen zur bevorzugten Diät bundesdeutscher Profis, die Blutgrätsche zum technischen Mittel höheren Elaborationsgrades. Und Konfuzius, was hätte er wohl dazu gesagt? „Etwas lernen und sich immer wieder darin üben – schafft das nicht auch Befriedigung?“ Uli Hoeneß hätte nicht besser antworten können. MARKUS VÖLKER