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Archiv-Artikel

Büros mit hübscher Aussicht

In Berlin stehen rund 1,6 Millionen Quadratmeter Büroflächen leer. Gute Wirtschaftsprognosen haben den Leerstand aber schon verringert. Büros in 1-a-Lagen kosten 20 Euro pro Quadratmeter

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Rund um den Alexanderplatz drängen sich die Automobile. Am Potsdamer Platz tummeln sich die Geschäftsleute. Und in der Friedrichstraße oder am Hackeschen Markt pulsiert das Leben. Unter Immobilienfachleuten gelten die Standorte als so genannte 1-a-Lagen: Dort sind hochwertige Büroräume zu ebenso hochwertigen Preisen – über 20 Euro pro Quadratmeter – angesiedelt. Schaut man aber hinauf an den Fassaden, finden sich dort noch immer die sattsam bekannten Reklametafeln mit dem Hinweis: „Büroflächen zu vermieten“.

Berlin ist noch immer mit über 1,6 Millionen Quadratmeter leer stehenden Büroflächen einer der Spitzenreiter unter Deutschlands Leerstandsmetropolen. Dennoch ist seit Anfang 2007 auch erkennbar: Gegenüber den Vergleichsmonaten 2005 und auch 2006 steht die Hauptstadt in diesem Jahr erfolgreicher da. Es gibt weniger Leerstand, Tendenz: weiter steigend. Dies geht aus dem jüngsten Quartalsbericht des internationalen Immobilienberatungsunternehmen Jones Lang LaSalle hervor. Jones Lang LaSalle untersuchen seit Jahren den Berliner Büroimmobilienmarkt.

Nach Ansicht von Jan Hübler, Berlin-Leiter des Unternehmens, zieht der Büromarkt in Reaktion auf die gute Wirtschaftsentwicklung und das sinkende Angebot derzeit leicht an. Standen im April 2006 noch 1.711.000 Quadratmeter Büroflächen leer, so sind es heute 1.619.400 Quadratmeter. „Es bleibt bei langsam abnehmenden Leerständen“, so Hübler zur taz. „Da es in den ersten drei Monaten auf dem Berliner Markt keine Fertigstellungen gab, hat vor allem bei den erstklassigen Flächen in Berlin der Leerstand abgenommen.“

Verantwortlich dafür sei die Bereitschaft von mittleren Unternehmen gewesen, sich zu vergrößern oder niederzulassen. Deutlich zugenommen hätten im Vergleich zum ersten Quartal 2006 Vermietungen in Größenordnungen von 500 bis 2.500 Quadratmeter. Insbesondere die Verlagsbranche und unternehmensbezogene Dienstleistungen machten den Löwenanteil des Umsatzvolumens (57 Prozent) aus. Begehrt seien nach wie vor die 1-a-Standorte rund um den Kurfürstendamm, in der östlichen City und am Leipziger und Potsdamer Platz, so Hübler.

Weniger günstig sieht es bei den Big Deals aus – den Großanmietungen über 10.000 Quadratmeter. Weil Berlin zwei große Büronutzer, E-Plus und Vodafone, mit geschätzten 40.000 Quadratmetern gar nicht anlocken konnte und weitere Großmieter – wie etwa München sie en masse hat – in diesem Jahr nicht in Sicht sind, bleibt dieser Sektor problematisch.

Hübler glaubt aber, dass die Zahl von in diesem Jahr bisher 66.000 Quadratmeter vermieteten Flächen bis zum Jahresende auf knapp eine halbe Million Quadratmeter gesteigert werden kann. Mangels Neubauten und der Anmietung auch in schlechtere Lagen für 10 Euro pro Quadratmeter sei diese Dimension erreichbar. Hübler: „Ein Vermietungsvolumen im laufenden Jahr von 438.000 Quadratmeter ist möglich.“

Bedrohlich für die gute Flächenentwicklung könnte aber nicht nur das Ausbleiben großer Firmen werden. Auch Neubaumaßnahmen wie vor zehn Jahren in Dimensionen von über 100.000 Quadratmeter, wie sie am Humboldthafen geplant sind, könnten die Fahrt stoppen. „Berlins größtes Bauprojekt“, wie Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) zum Humboldthafen-Projekt sagt, wäre dann wieder eine Konkurrenz mehr auf dem – gerade sich leicht entspannenden – Büroflächenmarkt.