Wer und wo ist Klaus?

Was Redakteure der preisgekrönten Schülerzeitung „Glocke“ in der taz in Berlin erleben

„Hallo, wir suchen Klaus.“ – „Klaus? Welcher Klaus?“ Verwirrt stehen wir am Empfang zur taz und suchen Klaus, unseren Klaus. Diese Mission gestaltet sich allerdings, bei zweihundert Mitarbeitern, als äußerst schwierig, da wir seinen Nachnamen nicht kennen. Zu unserer Rettung fällt uns ein, dass es sich bei unserem Klaus um einen der Chefs vom Dienst handelt.

Während der nette Mann am Empfang versucht, uns bei Klaus anzumelden, erkunden wir unsere ungewöhnliche Umgebung. Denn wir befinden uns nicht in einer normalen Empfangshalle, sondern in einem Café. Genauer gesagt: im taz-Café. Diese Tatsache und die zudem geringfügige Beschilderung des Gebäudes machte uns die Suche nach dem taz-Eingang zum Problem.

„Gut, ihr müsst in den zweiten Stock. Kleiner Mann mit Brille, geht einfach hoch“, so die Anweisung des Empfangschefs. Wir öffnen die Tür zum Aufgang und stehen – zu unserer Verwunderung – vor einer Leiter. „Sehr provisorisch“, denken wir, bis uns die Treppe ins Auge fällt.

„Hallo, sind Sie Klaus?“, fragen wir im zweiten Stock den ersten Mann mit Brille, der uns begegnet. „NEIN!“ Etwas orientierungslos ziehen wir weiter. Hinter der nächsten Glastür werden wir dann aber bereits von Klaus als „seine Münchner“ begrüßt. Mit dem Einwand, dass es sich bei uns zwar um Bayern, im engeren Sinn aber um Franken handelt, schlägt uns allgemeine Zustimmung über die Betonung unserer Sonderstellung in Bayern entgegen, was wohl an der hohen Frankenquote innerhalb der taz liegt.

Da Klaus noch mitten in der Vorbereitung der Morgenkonferenz steckt, bietet er an, dass wir es uns mit Kaffee und taz im neu gestalteten Konferenzsaal gemütlich machen.

Langsam findet sich dort ein Großteil der Redaktion ein – und bevor die Konferenz beginnt, werden wir gebeten, uns kurz vorzustellen. Denn wir sind die Glocke, die Schülerzeitung des Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasiums im unterfränkischen Münnerstadt. Im Rahmen einer Kooperationsarbeit mit der Schülerzeitung OHnE des Erich-Höppner-Gymnasiums hat es uns nach Berlin verschlagen. Mit dem Ziel, unseren Lesern einen umfassenden Überblick zu und über Berlin zu geben, besuchen wir die taz. Uns wird, wie Sie hier sehen, ermöglicht, in der taz über die taz zu schreiben.

Die, für uns Landeier recht chaotisch wirkenden, Verhältnisse der Zeitung durchpflügen die Tazler mit großer Souveränität. Einblicke dieser Art erhalten wir dank Thilo, der uns durch das Redaktionsgebäude führt. Hierbei stoßen wir auf Furcht erregend erscheinende Papierstapel, vor allem im Bereich des Archivs. Die Freundlichkeit und Offenheit der taz-Redakteure überrascht uns wortkarge Franken positiv. Außerdem haben wir nicht damit gerechnet, dass man sich so viel Zeit für uns nimmt und uns auch die Möglichkeit eines Praktikums in Aussicht stellt. Direkt im Anschluss an die Konferenz beantwortet uns Thilo, der sich anstelle des vielbeschäftigten Klaus unserer annimmt, geduldig unsere neugierigen Fragen und gibt uns Einblick in die finanziellen und organisatorischen Elemente der taz. Sehr aufmerksam finden wir auch das Interesse der taz an unserer Arbeit in der Schülerzeitung, das sie durch die Bitte äußern, Pressespiegel und Probeexemplare zu bekommen.

Gewappnet mit zahlreichen taz-Ausgaben, Infobroschüren und der alles in den Schatten stellenden taz-TOM-Tasse, die nun jeden Morgen unser erbärmliches Schicksal als Schüler etwas erträglicher gestaltet, entlässt uns Thilo nach einem aufschlussreichen taz-Aufenthalt in den ebenfalls belebten Großstadtdschungel. ISABEL BIEBER,

MIRIAM KATZENBERGER, SVEN WILBERT

Die Autoren sind Redakteure der Schülerzeitung „Glocke“ des Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasiums im unterfränkischen Münnerstadt. Die „Glocke“ wurde 2005 zur besten Schülerzeitung Deutschlands gekürt.