: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die alte Frage „Wie sollen wir leben?“ stellt sich immer wieder neu. Zwischen den Generationen und ihren Erfahrungshorizonten zum Beispiel. Erst recht, wenn die Alten im Gestern leben und den Jungen das Tor zum Morgen verstellen. Wie im Haus des Handwerkers Bessemjonow, dessen Kinder einen anderen Gestaltungwillen ihrem Leben gegenüber zeigen als er selbst. „Kleinbürger“ hat der russische Schriftsteller Maxim Gorki 1901 sein allererstes Theaterstück überschrieben, das im Zuge des sich entwickelnden Klassenstandpunkts im vorrevolutionären Russland die Frage nach dem anderen Leben auch vor dem Hintergrund nach den Möglichkeiten einer anderen gesellschaftlichen Ordnung stellt. Im Deutschen Theater hat sich jetzt, in unseren abgeklärten und irgendwie auch erwartungs- und hoffnungsarmen Zeiten die junge Regisseurin Jette Steckel diesen Stoff und seine skurrilen Gestalten zwischen Revolte und Resignation vorgenommen. Premiere ist heute Abend. Die Frage, wie wir leben können und sollen, die stellt sich in besonderem Maße auch immer wieder dem Kinder- und Jugendtheater. In dieser Woche, und zwar am Samstag, wird im Theater an der Parkaue das Treffen der Besten dieser Theatersparte, das Festival „Augenblick mal!“ eröffnet, das Arbeiten so berühmter Kindertheater wie des Bremer „MOKS“ oder des „Puppentheaters Halle“ zeigt. Das „Junge Schauspielhaus“ aus Hamburg ist mit einer Inszenierung von Barbara Bürk, „Das Buch von allen Dingen“ des Niederländers Guus Kujier dabei, für die der Marthaler-Musiker Clemens Sienknecht eine Musik geschrieben hat. Das „Junge Theater Konstanz“ hat den klassischen Kino-Schocker „Clockwork Orange“ nach dem Roman von Anthony Burgess für Puppentheater bearbeitet, als Studie über Jugendgewalt und die Frage, wie frei unser freier Wille eigentlich ist.
■ „Kleinbürger“: Deutsches Theater, ab Di
■ Augenblick mal!: Theater an der Parkaue und andere, 14.-19.5.