: Der nie ganz gesehene Klassiker
STUMMFILM Die restauriert Fassung von Fritz Langs „Metropolis“ kommt jetzt in die Programmkinos
VON WILFRIED HIPPEN
1926 drehte Fritz Lang diesen ersten monumentalen Sciencefictionfilm, und er wurde eines der einflussreichsten Werke der Filmgeschichte.
Ridley Scotts „Blade Runner“ wäre ohne das Vorbild „Metropolis“ nicht denkbar gewesen, das Labor von Rotwang findet ist sich in den “Frankenstein“- Verfilmungen wieder, in Godards „Alphaville“ und Kubricks „Dr. Strangelove“ tauchen Verweise auf diesen Stummfilm auf. Das Original hat seit seiner Premiere allerdings niemand so gesehen, wie Fritz Lang es gedreht und geschnitten hat.
Metropolis“ wurde gleich nach der Uraufführung drastisch gekürzt, ein Viertel des Film galt als verloren, und über Jahrzehnten wurde versucht, ihn so vollständig wie möglich zu restaurieren. Jede Dekade hatte ihre eigene Version. Die kurioseste war sicher jene des Filmkomponisten Giorgio Moroder, der den Film 1984 rigoros auf 83 Minuten herunterkürzte und dazu eine Rockdiscomusik einspielte, die heute viel altmodischer wirkt als der Film selber.
Vor einigen Jahren war dann der Fund eines 16mm Negativs in Buenos Aires der Durchbruch, und nun gibt es eine nahezu vollständige Fassung von “Metropolis“, bei der die wiederentdeckten Fragmente zwar an ihrer Bildqualität klar erkennbar sind, sich aber dennoch erstaunlich gut in das restliche Material einfügen. Durch sie fließt die Erzählung viel besser und dramaturgische Holperigkeiten, die bisher als Schwächen bei Drehbuch und Inszenierung angesehen wurden, sind verschwunden.
So ist es dank durch die sorgfältige Restaurierung möglich, nun einen komplexeren und besseren Film zu sehen, der zudem sehr durch die Originalmusik von Gottfried Huppertz gewinnt, die 1926 bei der Uraufführung gespielt wurde und ausgehend von einem Klavierauszug und Manuskripten des Komponisten neu aufgelegt und vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin eingespielt wurde.
Die restaurierte Fassung von Fritz Langs „Metropolis“ ist ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk, und dass zum Glück nicht versucht wurde, die Risse (die unterschiedliche Bildqualität) und Lücken (eine immer noch fehlende Sequenz, auf die mit Zwischentiteln hingewiesen wird) zu kaschieren, verstärkt nur die Aura des Films.
Der Film läuft im in der Bremer Schauburg, dem Kino am Raschplatz in Hannover und dem Cinema-Arthouse in Osnabrück