Erster Preis ins eigene Haus

JOURNALISTENPREIS Der Steuerzahlerbund prämiert die Berichterstattung der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. Deren Chef sitzt in der dreiköpfigen Jury – er habe sich jedoch bei der Entscheidung enthalten

„Die HAZ kann nicht ausgeschlossen werden, nur weil ihr Chef in der Jury sitzt.“

Bernhard Zentgraf, BdSt-Vorstand

Die Redaktion der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) hat einen Journalistenpreis gewonnen, in dessen Jury der HAZ-Chefredakteur Ulrich Neufert sitzt.

Am Dienstag verlieh der Bund der Steuerzahler Niedersachsen (BdSt) in Hannover seinen Pressepreis „Die spitze Feder“. Auf dem mit 2.500 Euro dotierten ersten Platz landete die HAZ. Sie wurde für ihre „umfassende und engagierte Berichterstattung über Pläne, den denkmalgeschützten Plenarsaal des Niedersächsischen Landtags abzureißen und durch einen tempelartigen Glasbau zu ersetzen“ ausgezeichnet. Neben Neufert hatten der BdSt-Landeschef Bernd Schulze-Borges und der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes Michael Konken die Preisträger ausgewählt.

Konken verweist darauf, dass Neufert sich „jeglicher Diskussion über die HAZ-Beiträge enthalten“ habe. Das Votum für die HAZ gehe ausschließlich auf Schulze-Borges und ihn zurück. Neufert selbst betont, dass er „auch nicht veranlasst habe, dass die Redaktion sich bewirbt“.

Mit dem jährlichen Pressepreis will der BdSt Arbeiten auszeichnen, die die „Verschwendung öffentlicher Gelder zu Lasten des Steuerzahlers“ beleuchten. Dies habe die HAZ „herausragend“ geleistet, sagt BdSt-Vorstand Bernhard Zentgraf. „Wir legen Wert auf den Chef einer führenden Zeitung in der Jury.“ Dies könne nicht zur Folge haben, dass die HAZ „von allen Wettbewerben ausgeschlossen ist, nur weil er in der Jury sitzt.“

Konken sagt, die HAZ habe „sicher 300 Mal“ über die millionenteure Plenarsaal-Pläne berichtet und dabei „landesweite Ausstrahlung“ entwickelt. Die HAZ-Chefs säßen „traditionell seit ewigen Zeiten“ in der „Spitze Feder“-Jury – ebenso wie die HAZ immer wieder Beiträge eingereicht und „ab und zu auch Preise geholt“ habe, sagt Konken. Stets habe sich die HAZ-Chefredaktion jedoch bei der Bewertung von Beiträgen aus ihrem Haus enthalten. CHRISTIAN JAKOB