LESERINNENBRIEFE :
Für den besten Start ins Leben
■ betr.: „Biete: 1.000 Euro für Hausgeburt“, taz vom 5. 5. 11
Wieso sind Hebammen und ihre Leistungen rund um die Geburt unserer Gesellschaft so wenig wert? Warum müssen Hebammen eine Haftpflichtversicherung abschließen, die für mögliche Schäden aus ihrer Geburtshilfe vollständig haftet, wenn Atomkraftwerksbetreiber das nicht müssen (und dort die entstehenden Folgekosten, die die Allgemeinheit im Schadensfall tragen muss, unendlich viel höher sind, wie übrigens die Gewinne der Atomkonzerne im Vergleich zum winzigen Einkommen der Hebammen auch)?
Ich habe selbst zwei Kinder in einem Geburtshaus zur Welt gebracht und kann mir keine bessere Umgebung und Betreuung vorstellen. Deshalb zwei Forderungen: 1. eine höhere Vergütung für Haus- und Geburtshausgeburten (warum nicht der gleiche Betrag, der durchschnittlich auch bei einer Geburt im Krankenhaus mit ein paar Tagen Aufenthalt fällig wird?), 2. eine gesetzliche Regelung zur Begrenzung der Haftpflichtversicherungssumme. Für den besten Start unserer Kinder ins Leben, den wir ihnen bieten können, und für mehr Wertschätzung der ExpertInnen auf diesem Gebiet: der Hebammen. SANDRA GOLDSCHMIDT, Hannover
Engpässe sind unvermeidlich
■ betr.: „Master wird Chefsache“, taz vom 7. 5. 11
Als die Einführung der Bachelor-/Masterstudiengänge anstand, war in Deutschland einer der Gründe für die Umstellung (neben der Reduzierung der Studienabbrüche), dass die Studierenden schneller zum Abschluss gebracht werden sollten, wobei der Bachelorabschluss für das Gros der Studierenden als ausreichend angesehen wurde. Nur wer die Universitätslaufbahn einschlagen wollte, sollte noch einen Master draufsatteln können. Genau das geht aus dem Kommentar der Kultusminister hervor: „Schließlich habe der Bachelor für die Mehrzahl der Studierenden der Regelabschluss zu sein.“ Da Angebot und Nachfrage sowohl nach Fach als auch nach Hochschule unterschiedlich sind, sind Engpässe unvermeidlich. Das Chaos, das bisher bei der Erstimmatrikulation herrscht, setzt sich nun also auch bei der Zulassung zum Masterstudium fort. Wenn Ministerin Schavan darauf hinweist, dass ja nur ein Viertel der Studiengänge nicht frei zugänglich seien, übersieht sie, dass für das Masterstudium andere Zulassungskriterien gelten. Offenbar haben weder Kultusminister noch Ministerin Interesse an einer Änderung der Verhältnisse. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Alle Politiker-Einkünfte offenlegen
■ betr.: „Geheimniskrämerei bei Nebeneinkünften“, taz v. 10. 5. 11
In einer Zeit, in der die Einkünfte aller Klein- und Mittelverdiener einer starken Kontrolle unterliegen, wo das Wort Schwarzarbeit, Nebeneinkünfte für unsere Behörden schon ausreicht, Sozialzuwendungen auf Verdacht zu streichen oder zu kürzen, wo ein Landgericht entscheidet, was Harz-IV-Empfänger mit ihrem Geld machen dürfen oder nicht, in einer solchen Zeit dürfen unsere Bundestagsabgeordneten durch Nebenerwerb ungestraft ihr Einkommen vervielfachen. Wäre es nicht sinnvoll, die Zeit und Kraft zum Wohle der Menschen einzusetzen, die sie gewählt haben, die sich für ihr Grundgehalt krummlegen, mit ihrem Harz-IV-Einkommen eine ganze Familie ernähren. Wann ist das Handeln von Politikern frei von persönlichem Vorteilsdenken, wann leben sie das, was sie anderen abverlangen. Ich fordere eine 100-Prozent-Offenlegung aller Nebeneinkünfte unsere Politiker, egal in welcher Höhe, und eine 60-Prozent-Versteuerung dieser Einkünfte, weil die Zeit für diese Tätigkeit von der Arbeitszeit abgeht, die wir bezahlen. FRANZISKA THIEMANN, Dinslaken