WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
War das schön, letzten Sommer, als die Welt zu Gast bei Freunden war. Die Freunde, das waren wir, und die Welt wie immer die anderen. Deutschlandwimpel flatterten überall und Filbinger lebte noch, weshalb die wuchernden Nationalneurosen hinter dem Sommermärchen nur ganz empfindsame Zeitgenossen wie Maxim Biller oder Schorsch Kamerun gewittert haben. Letzterer lässt sein Unbehagen nun in einen Theaterabend fließen, der ab Mittwoch in der Volksbühne zu sehen ist. „Der kleine Muck ganz unten – die Welt zu Gast beim Feudeln“ ist inspiriert von Günter Wallraffs Recherchen als Türke Ali vor zwanzig Jahren, und man ahnt schon, dass hier auch Wallraffs weißer Herrenmenschenblick auf die Schippe genommen wird.
Mit Max und Moritz ist das auch so eine Sache. Einerseits kann man in ihren Anschlägen auf Lehrer, Hühner und andere Säulen der bürgerlichen Gesellschaft Vorformen der Revolte erkennen. Andererseits saß das Establishment in Wilhelm Buschs Klassiker noch so fest im Sattel, dass es aus den rebellischen Kindern Entenfutter machen konnte. Zeit also für eine neue Lektüre des Klassikers, womit das Theater an der Parkaue nun die Performancegruppe Cheap beauftragt hat. Cheap hat die berühmte Geschichte nicht nur zeitgemäß neu, sondern auch weitererzählt. Die Ergebnisse werden ab Donnerstag zu sehen sein.
Im Orph-Theater knüpft der neue Theaterabend von Susanne Truckenbrodt „In Nomine“ an einen aktuellen Theatertrend an, sich Fragen der Glaubensbedürftigkeit zu nähern.
Der Berliner Gesamtkünstler Jo Fabian hat den Raum für diese Komposition aus Tanz, Theater, Musik und bildender Kunst gebaut. Im Studio des Maxim Gorki Theaters ist ab heute eine Theateradaption von Hans Weingärtners Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ zu sehen.
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