WERBEPAUSE

Grasgrüne Wiesen, stahlblauer Himmel, goldgelbes Sonnenlicht – die Natur bot schon immer die optimale Kulisse für die Präsentation von Produkten der Autoindustrie. Was wäre ein besserer Beweis für die Harmlosigkeit von Autos als die blühende Natur? Doch seit der CO2-Ausstoß als Ursache des Klimawandels gebrandmarkt wird, ist pervertierte Umweltfreundlichkeit als Werbestrategie nicht mehr glaubwürdig. Da war es also nur eine Frage der Zeit, welcher Autokonzern am schnellsten reagieren und seine Kampagnen neu ausrichten würde. Und siehe da: „Ford hat Deutschlands Autoflotte mit dem geringsten CO2-Ausstoß – und wir werden täglich besser.“ So ist es seit gut einer Woche den TV-Spots und Printanzeigen des Unternehmens zu entnehmen. Das sitzt. Die negativen Folgen des Autofahrens für die Umwelt, unter anderem der CO2-Ausstoß, waren in der Autowerbung bisher nicht thematisiert worden. Die Düsseldorfer Agentur Ogilvy & Mather hat nun dieses Tabu gebrochen. Mit einer simplen Argumentation: Momentan gelte die Autoindustrie als Buhmann, „wer aber doch ‚On Track‘ ist, kann natürlich jetzt einen Punkt für die Marke machen, weil dies als innovativ registriert wird“, glaubt Managing Director Joachim Strate. Die „typisch deutsche Suche nach dem Schuldigen“ will man auf diese Weise produktiv für sich nutzen. Mit etwas gutem Willen stimmt die Behauptung der Werbekampagne sogar: Ford ist nach Informationen des Verkehrsclub Deutschland (VCD) der deutsche Hersteller, dessen Flotte am wenigsten CO2 ausstößt. Andere Firmen stehen mit ihrer Kleinwagenflotte besser da, sind aber keine deutschen Hersteller. Und Smart gilt als DaimlerChrysler-Reihe. Wie kann man sich glaubwürdig als der etwas weniger schlimme Buhmann verkaufen? Darauf hat die Agentur eine interessante, wenn auch unlogische Antwort gefunden. Im Spot sind zwei Kühe auf einer Almweide zu sehen. Kuh eins ist alt und stößt etwas länger etwas mehr Methan aus – deutlich hörbar. Kuh zwei ist jung und produziert weniger Methan – ebenfalls deutlich hörbar. Dazu erklärt ein Sprecher, dass neue Autos weniger CO2 ausstoßen als ältere. Autos sind nicht zu sehen, nur Natur. Was glatt als perfide tierische Altersdiskriminierung durchginge, erklärt die Agentur als „werbliche Metapher, die es möglich macht, ein komplexes Thema für Konsumenten sehr einfach und schnell erfassbar zu kommunizieren.“ Die Botschaft dürfte ankommen, der Wunsch nach dem Erwerb eines Ford jedoch nur bedingt wachsen. Denn wer will schon einen Wagen mit dem Charme eines Rindviehs? Vielleicht hätte sich Ford mit all der Selbstironie, die Werbung manchmal haben kann, lieber auf eine alte Gewissheit besinnen sollen: Die Hinfahrt einer Reise erledigte man lange Zeit mit einem Ford, die Rückfahrt dann (zwangsweise) mit dem Zug. Ökologisch voll korrekt. SUSANNE LANG