Die Straßenkämpfer

Die taz nrw hat ihre eigene Putztruppe. Sieben tazlerInnen säubern Rhein und Ruhr von Abonnementsverweigerern

Vielleicht ist sie ja auch bei Ihnen angekommen, die Renaissance der alten Werte. An der taz nrw ist das Bekenntnis zur Tradition jedenfalls nicht vorbeigegangen – wir gehen zurück auf die Straße.

„Sie sind sich für nichts zu schade? Dann mal los. Die taz sucht Mitarbeiter für den Außendienst in ganz NRW.“ Mit dieser Anzeige hatte die Düsseldorfer Redaktion um engagierte tazlerInnen geworben. Sie sollten die taz auf den Straßen und Märkten im gesamten Bundesland bekannt machen. Ihre Ausstattung: Mindestlohn, ein Dienstfahrrad und eine Menge guter Ideen. Ihr Ziel: ins Gespräch kommen mit Leuten, die die taz noch nicht kennen. Warum? Na, Sie wissen schon: 1.000 Abos und so. Sieben LeserInnen unserer Seiten haben wir überzeugen können, für uns drei Monate lang auf die Straße zu gehen: vom Mediengestalter über den Steuerprüfer bis hin zur pensionierten Lehrerin.

In Düsseldorf werben Jürgen Merkel und Anja Vorspel um neue AbonnentInnen. Bei der „Nacht der Museen“ am Samstag haben die Beiden vor der Kunsthalle am Grabbeplatz ihren Stand aufgebaut – ein selbst gestaltetes Fahrrad und ein weißes Transparent mit der tazze. „Bei denen, die die taz schon kannten, war die Resonanz toll“, berichtet die gelernte Buchhändlerin Anja Vorspel, die neben der taz auch für Solarstrom auf der Straße wirbt. Ein Ehepaar aus dem Sauerland nimmt die Zeitung gerne mit, abonnieren wollen sie jedoch nicht: „Wenn die Nachbarn die taz im Briefkasten sehen, sind wir erledigt.“ Jemand anders vermutet hinter der taz die SPD und genießt lieber das Leben als eine tageszeitung. „Es ist nicht einfach, die Abos zu verkaufen“, fasst Jürgen Merkel, der im Brotjob in der Behindertenbetreuung tätig ist, seinen ersten Abend als Drücker zusammen.

Erfolg hat er trotzdem gehabt. Sein erstes Abo geht nach nach Köln. Lotta Drügemöllers Vater spendierte seiner studierenden Tochter ein fünfwöchiges Probeabo.

CHRISTIAN WERTHSCHULTE