: Weit und breit kein Regen in Sicht
Durch Trockenheit drohen Waldbrände und Ernteschäden. Auch Allergiker leiden
BERLIN taz ■ Von wegen Aprilwetter. Bis Ende des Monats ist „kein Regen in Sicht“, sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Die vereinzelten Schauer gestern bezeichnet der Meteorologe lediglich als „Tropfen auf dem heißen Stein“. Denn die anhaltende Trockenheit verstärkt die negativen Auswirkungen des milden Winters auf Land- und Fortwirtschaft. Durch mangelnde Bodenfeuchte drohen Waldbrände und Ernteschäden.
Vor allem zwischen Lüneburger Heide und Lausitz sei die Waldbrandgefahr besonders hoch. „Die sandigen Böden in dieser Region konnten die wenigen Niederschläge nicht speichern“, so DWD-Experte Friedrich. Für diese Gebiete hat der DWD die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe verhängt.
Der Staatsbetrieb Sachsenforst zählte in dieser Saison bereits 27 Waldbrände, so Werner Höra. „Durch die Trockenheit konnte die Vegetation am Waldboden noch nicht wachsen“, erklärt Höra, dies erhöhe die Brandgefahr. Überwachungsflugzeuge kreisen daher über den besonders gefährdeten Gebieten im Nordosten Sachsens.
Auch Landwirte leiden unter der anhaltenden Trockenheit. Durch die warmen Temperaturen sind die Pflanzen ihrer Entwicklung mehrere Wochen voraus. Doch die aktuelle Trockenphase gefährdet die weitere Entwicklung: „Wenn es nicht schleunigst regnet, werden wir in diesem Jahr eine schlechte Ernte einfahren“, sagt der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Helmut Born. Nur eine längere Schlechtwetterperiode könne an der prekären Situation etwas ändern.
Vor allem die im Frühjahr ausgebrachte Getreidesaat braucht dringend Wasser, so Hubertus von der Goltz, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Er weist darauf hin, dass wegen des „Trockenstresses“ die Pflanzen auch leichter anfällig für Schädlinge seien. Durch den milden Winter und der anhaltend warmen Temperaturen seien Schadorganismen in diesem Jahr früher aktiv.
Landwirte in normalerweise niederschlagsreicheren Regionen trifft die momentane Trockenheit besonders. Sie seien nicht auf die künstliche Beregnung der Felder vorbereitet, so von der Goltz. Aus Kostengründen sei dies auch nicht gewollt.
Neben den negativen Folgen für Land- und Fortwirte leiden Allergiker besonders unter „der doppelten Belastung aus Birkenpollen und Gräserpollen“, sagt DWD-Meteorologe Andreas Friedrich. „Eine seltene Kombination“, erklärt er, „denn Gräserpollen fliegen normalerweise erst in der zweiten Maihälfte“.
SABINE GUSBETH