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Archiv-Artikel

Jukebox

Hysterische Trauerklöße auf Solopfaden

So kann es gehen. Da entdeckt man, dass das Leben nicht nur Abgründe bereithält – und schon ist die Arbeitsgrundlage futsch. So ging es wohl dem schottischen Duo Arab Strap. Weil einer der beiden, Aidan Moffat, plötzlich eine Freundin hat, mit der es ganz gut läuft. Wie soll man da noch typische Arab-Strap-Songs schreiben? Der andere, Malcolm Middleton, hat dagegen sein Herz für eingängige Melodien entdeckt. Von ihm ist kürzlich „A Brighter Beat“ erschienen, ein schwungvolles Album. Auch wenn man die von Middleton entworfenen Szenarien nicht wirklich fröhlich nennen kann, so kommen sie zumindest aufgekratzt-hysterisch daher. Middleton bezeichnet seine Platte als „Popmusik für Menschen, die Popmusik hassen“. Ganz ernst ist das „Enjoy Your Retirement“ also nicht zu nehmen, das da auf der Hülle der CD steht, mit der Arab Strap sich verabschieden. Nicht nur Middleton zeigt sich umtriebig, auch sein ehemaliger Bandkollege Moffat kündigt auf seiner Webseite ein Poetry-Album und Auftritte an. Doch eigentlich heißt die Platte ja auch „Ten Years of Tears“ – und nicht mal das muss man wörtlich nehmen. So trauerklumpig waren Arab Strap nämlich gar nicht, wie es uns die Musikpresse immer weismachen wollte – der britische New Musical Express bezeichnete Arab-Strap zum Beispiel als Exponenten des miserablism. Trotz der Brandlöcher und dem fahlen Licht, in das das Zimmer nach einer weiteren unglücklichen Nacht getaucht war, gab es nämlich auch die säuselnden Geigen und den beißenden Humor – und Arab Strap waren gut darin, auf diesem schmalen Grat zu balancieren, Das illustriert zum Beispiel der wunderschöne Song „The Shy Retirer“. Und wie es sich für eine Band geziemt, die so viel Seele in ihre Musik legte, steckt auch in dem Nachruf, den sie für sich selbst formulierten, reichlich Herzblut. „Ten Years of Tears“ ist keine klassische Compilation, sondern eine detailverliebte Sammlung von Hits, Live-Gigs, B-Seiten und akustischen Raritäten. Dass im letzten Track Bonnie Tylers „It’s A Heartache“ geschlachtet wird, dass er mit Bläsern und einem treibenden Rhythmus fast euphorisch daherkommt und „There Is No Ending“ heißt, ist wohl ein weiterer von Arab Straps sarkastischen Witzen. Malcolm Middleton scheint solo recht zufrieden zu sein. Die Fans der Band dürfen also wohl erst mal nicht hoffen, dass es nicht wirklich zu Ende ist. STEPHANIE GRIMM