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Archiv-Artikel

Mit Augenmaß Kurs auf Liga drei

PROVINZFUSSBALL Das Ziel heißt Profifußball, aber Kiel und Lübeck werden sich in Liga vier wiederbegegnen

„Bevor man in die dritte Liga aufgestiegen war, wurde von der zweiten gesprochen“

ANDREAS BORNEMANN, KIELS MANAGER

Während die großen Titel dieses Jahr in den Westen gehen, duellieren sich die beiden besten schleswig-holsteinischen Teams in der Regionalliga Nord. Beim Landesderby zwischen Holstein Kiel und dem VfB Lübeck spiegelte das leistungsgerechte 2:2 nochmal die ganze Saison wider: Kiel, als stärkeres Team gehandelt, trumpfte zunächst auf, doch das an sportlichen und finanziellen Mitteln bescheidenere Lübeck wehrte sich frech und macht den „Störchen“ die Pole-Position im Land streitig.

Jarek Lindner traf bereits in der dritten Minute zur Kieler Führung, die Goalgetter Marc Heider mit dem Halbzeitpfiff ausbaute. Doch Lübeck wehrte sich und kam in einem munteren Spiel vor 4.000 Zuschauern noch zum Ausgleich durch Tim Siedschlag (66.) und Ermir Zekiri (68.).

„Wir haben im Sommer 18 Spieler ausgetauscht, wussten, es wird ein Übergangsjahr“, relativiert Kiels Manager Andreas Bornemann eine unterm Strich enttäuschende Saison. Hans-Ludwig Meyer, Präsident des schleswig-holsteinischen Fußballverbands, sieht in Kiel einen Klub, der sich mittelfristig in der dritten Liga etablieren muss. „Die Infrastruktur ist professionell, die finanzielle Plattform stimmt.“ Bornemann hält ein Zeitfenster „von zwei, drei Jahren“ für realistisch.

Während es sich beim VfB Lübeck um Feierabendfußballer handelt, spielen in Kiel Profis; vom modern ausgestatteten Leistungszentrum an der Förde träumt mancher Profiklub. „Lübeck hat eine gewachsene Mannschaft“, kontert Bornemann. Auch ein doppelt so hoher Etat wäre kein Erfolgsgarant. „Hier wurde viele Jahre versucht, Dinge zu erzwingen. Bevor man in die dritte Liga aufgestiegen war, wurde schon von der zweiten gesprochen.“ Nun setze man auf Nachhaltigkeit und Kontinuität.

Lübeck schließt die Saison auf Platz drei ab. Manager Jörg Franke freut sich: „Dass wir mit dieser jungen Mannschaft viel finanzstärkere Teams wie Halle und RB Leipzig hinter uns lassen, ist sensationell.“ An der Trave muss man wegen Altlasten kleinere Brötchen backen, „wehren gegen einen Aufstieg würden wir uns nicht“, so Franke. Schließlich sprudelt ab der nächsten Saison nur noch ab Liga drei TV-Geld.

Deshalb haben sich Kiel und Lübeck den 3. Juni im Kalender angestrichen: Da winkt im Landes-Pokalfinale der Einzug in den DFB-Pokal – mit Einnahmen von mindestens 100.000 Euro. Ein Schritt in Richtung Profifußball? MARTIN SONNLEITNER