: 1.500 gegen NPD-Parteitag in Northeim
GEGENDEMO Göttinger Antifas wurden von der Polizei stundenlang eingekesselt und konnten nicht zur Demo des örtlichen Bündnis gegen Rechtsextremismus durchdringen. Parteitag verläuft ungestört
Bürgermeister Harald Kühle (SPD)
Rund 1.500 Menschen haben am Sonntag im südniedersächsischen Northeim gegen den Landesparteitag der NPD demonstriert. Allein 1.100 TeilnehmerInnen hat die Polizei bei einer Demonstration des Northeimer Bündnis gegen Rechtsextremismus gezählt. „Das war die machtvollste Demonstration, die Northeim je gesehen hat“, sagte der Northeimer Bürgermeister Harald Kühle (SPD) der taz. Machtvoll trat auch die Polizei auf: Sie war mit rund 1.000 BeamtInnen aus mehreren Bundesländern im Einsatz.
Im Vorfeld ging in Northeim die Angst vor gewalttätigen Protesten gegen den Parteitag in der Stadthalle um. Bei einigen Geschäften in der Innenstadt waren sogar die Schaufenster vernagelt worden. „Es war im Großen und Ganzen eine friedliche Veranstaltung“, resümierte dann aber Polizeisprecher Uwe Falkenhein. Bürgermeister Kühle, der im Vorfeld alles versucht hatte, den Parteitag zu verhindern, warb um Verständnis für seine BürgerInnen. „In einer Kleinstadt hat man größere Angst vor Demonstrationen“, sagte er. „Wir sind das ja nicht gewohnt.“
Nicht an den Protesten teilnehmen konnten hingegen etwa 300 Linke aus dem Göttinger Antifaspektrum, die von der Polizei am Northeimer Bahnhof eingekesselt wurden. Nachdem viele von ihnen bereits am Göttinger Bahnhof durchsucht worden waren, wollten sie diese Prozedur nicht erneut über sich ergehen lassen. Stundenlang standen sie vor dem Bahnhof, um schließlich mit dem Zug zurück nach Göttingen zu fahren. „Die Antifa wurde in Northeim in der Sonne gebraten“, hieß es in einem Redebeitrag auf einer anschließenden Demonstration in Göttingen. Dadurch sei der Parteitag ermöglicht worden. Bei der Demo und schon vorher im Zug soll es zu Übergriffen durch PolizistInnen gekommen sein, berichten Zeugen.
„Ich überbringe Grüße der Göttinger Bündnispartner“, sagte DGB-Regionsvorsitzender Lothar Hanisch beim BürgerInnenfest auf dem Northeimer Marktplatz. „Kommt nie wieder in unsere Stadt!“ rief dort Superintendent Heinz Behrens den Nazis entgegen. Die rund 100 Teilnehmer um den NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt konnten das aber nicht hören: Proteste in Sicht- und Hörweite der Stadthalle waren im Vorfeld von Stadt und Polizei verboten worden.
Bereits am Samstagabend wurde in der Northeimer Innenstadt ein Feuer in einem türkischen Gemüseladen gelegt, bei ein dem Sachschaden in Höhe von mehreren zehntausend Euro entstand. „Das hat aber nichts mit dem NPD-Parteitag zu tun“, meinte Polizeisprecher Falkenhain. BENJAMIN LAUFER