: Leiharbeit-Furore
PROTEST In Bremen führt Leiharbeit zu Rangeleien, in Bremerhaven zu Juso-Kritik an der SPD-Spitze
Am Rande einer Leiharbeits-Messe im Gröpelinger Einkaufszentrum Waterfront sollen Wachleute am Samstag erwerbslose DemonstrantInnen verprügelt haben.
Auf der Messe hatten Jobcenter und Zeitarbeitsfirmen die Branche als „Karrieresprungbrett“ und „Jobmotor“ beworben. „Wir haben nur demonstriert, aber das Sicherheitspersonal griff uns an“, sagte Inga Peters vom Bremer „Bündnis gegen Leiharbeit“. „Wir bekamen noch Schläge, als wir längt weggegangen waren. Dabei werden die Wachleute wahrscheinlich selbst prekär bezahlt.“ Der Zusammenschluss aus sozialpolitischen und linksradikalen Gruppen hatte in der Waterfront versucht, mit Flyern, Transparenten und Megaphon gegen die prekäre Beschäftigung bei Leiharbeitsfirmen zu protestieren.
Center-Manager Peter Schneider wies die Vorwürfe zurück. „Die Gewalt ging in keinem Fall von den Sicherheitsleuten der Waterfront aus.“ Es sei ein Privatgelände und die Demo nicht angemeldet gewesen.
Die Wachleute erstatteten bei der Polizei Anzeigen wegen Hausfriedensbruch und Körperverletzung. „Die Stimmung bei den Demonstranten war aggressiv“, sagte ein Polizeisprecher.
Auch in Bremerhaven sorgt das Thema Leiharbeit für Unruhe. Die Jusos griffen führende Parteigenossen und Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) für seinen Auftritt auf einer Veranstaltung von Leiharbeitsunternehmen an. Grantz hatte dort am Dienstag ein Grußwort gesprochen, auch Sozialdezernent Klaus Rosche (SPD) war anwesend.
„Leiharbeit wird so salonfähig“, sagte Juso-Vorsitzender Kevin Lenkeit, obwohl durch sie „Kündigungsschutz ausgehebelt“ und „Tariflöhne unterwandert“ würden. Dass Bremerhavens SPD-Vorsitzender Siegfried Breuer selbst Geschäftsführer der Leiharbeitsfirma „Personal Aktiv“ ist und SPD-Mann Gerrit Michaelis zudem Bezirkssprecher des Bundesverbandes der Zeitarbeit, wollte Lenkeit nicht so klar kritisieren. „Personal Aktiv“ mache „einen guten Job“ in Bezug auf Langzeitarbeitslose, aber „Lobby-Arbeit muss in unseren Auge nicht sein“. Die stadteigene Leiharbeitsfirma „Personal Aktiv“ wurde erst im Mai von der Gewerkschaft Ver.di wegen besonders fragwürdiger Praktiken angeprangert. Jean-Philipp Baeck