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Archiv-Artikel

Kritische Aktionärin

Auf der Hauptversammlung von Eon protestierte die Finnin Ulla Klötzer gegen neue Atommeiler in ihrer Heimat

Als gestern der Düsseldorfer Energiekonzern Eon in Essen seine jährliche Hauptversammlung abhielt, war Ulla Klötzer das erste Mal dabei. Sie ist sogar extra aus Finnland angereist. Dass der Vorstand die Dividende um 22 Prozent auf 3,35 Euro pro Aktie erhöhte, interessierte sie jedoch wenig. Die 58-Jährige wollte anklagen. „Eon will in Finnland ein Atomkraftwerk bauen“, sagte Klötzer, während sie den in den Tagungssaal strömenden Aktionären Flugblätter in die Hand drückte.

Klötzer ist aktiv bei den „Frauen gegen Atomkraft“ in Finnland. Auch Atomgegner von Greenpeace aus der Slowakei und der Gruppe Ecodefense aus Russland nutzten die Versammlung zu Protesten. Während Ecodefense vor allem die Beteiligung des Unternehmens am Gronauer Urananreicherer Urenco kritisiert, geht es in Finnland und der Slowakei um Projekte für neue Atommeiler. Wulf Bernotat, Vorstandsvorsitzender von Eon bestätigte gestern: „Wir haben Projekte in England, Finnland, Rumänien und Bulgarien.“ Greenpeace warnt außerdem vor einer möglichen Beteiligung von Eon an einem Reaktor im westslowakischen Bohunice.

Vor 28 Jahren beschäftigte sich Ulla Klötzer, die in Finnland Lehrerin an einer Waldorfschule ist, noch nicht mit Atomkraftwerken – bis ihre Tochter zur Welt kam: „Damals gingen mir die Augen auf, dass wir die Lasten der Atomkraft hinter uns lassen müssen.“ Seit Tschernobyl im Jahr 1986 hatte sie auch den Beleg für ihre Sicherheitsbedenken gegen die teuren und technisch aufwändigen Anlagen.

Noch im Mai werde die Stadt Loviisa Eon wohl genehmigen, ein Grundstück zu kaufen, um dort einen Reaktor zu errichten: „Eine Art Atomkolonialismus“, findet Klötzer. Denn die Stromkapazitäten der neuen Atomkraftwerke – bislang gibt es vier Reaktoren im Land – wären größer als nötig. Während der Strahlungsmüll in Finnland gelagert werden müsse, wolle Eon den Strom exportieren. Zum Beispiel nach Deutschland, das selbst bis 2021 aus der Atomkraft aussteigen will.

Ihre Kritik hat Klötzer auch auf der Hauptversammlung geäußert. Von der Vereinigung „Kritische Aktionäre“ hatte sie vorher einige Aktien von Eon übernommen und erhielt damit Rederecht. Die wenig konkrete Antwort aus dem Vorstand: Es gebe ein Vorhaben in Finnland. Diese Haltung ärgert Klötzer: „Die geben nie auf.“

MORITZ SCHRÖDER