: Eidelstedter gegen Möbelmarkt
„Das gehört ins Industriegebiet“: Künftige Möbelhaus-Anwohner fürchten sich vor mehr Verkehr – und davor, dass dem großen Markt im Autobahndreieck Nordwest andere im Viertel folgen sollen
VON GERNOT KNÖDLER
Der Ort erscheint auf den ersten Blick ideal: Genau in der Gabel, wo sich die A 7 nach Flensburg und die A 23 nach Heide teilen, soll ein riesiges Möbelhaus gebaut werden. Doch eine Anwohner-Initiative wehrt sich dagegen. Zweimal ist sie schon mit ihren Transparenten vors Rathaus gezogen. „Das gehört ins Industriegebiet und nicht in die Nähe von städtischen Wohnungen und Eigenheimen“, findet Reinhard Hauswirth von der Initiative.
Mit 45.000 Quadratmetern Verkaufsfläche wäre die neue Filiale von Möbel Höffner doppelt so groß wie Ikea in Schnelsen. Das Gelände, das zurzeit noch ein Gartenbaubetrieb nutzt, kann von der Autobahnabfahrt aus direkt angefahren werden. Der Senat ist jedoch gerade dabei, den Bebauungsplan für das Möbelhaus zu ändern. Abgeschlossen werden könne das Verfahren frühestens in einem Jahr, sagt Kerstin Feddersen, die Sprecherin der Baubehörde. Möglich sei auch eine Vorweggenehmigung noch vor Jahresende. Dann könnte Höffner früher bauen.
Neben dem schlichten Erschrecken vor der Vorstellung, ein riesiges Gebäude vor die Nase gesetzt zu bekommen, plagt die Leute von der Initiative zweierlei: Sie befürchten, dass das Randsortiment des Möbel-Giganten den örtlichen Einzelhandel zerstören könnte. Und sie glauben, dass die vielen Möbelkäufer, die mit dem Auto anreisen, das Leben im Stadtteil unerträglich machen werden. Außerdem seien weitere Fachmärkte in der Gegend geplant.
Die Initiative beruft sich auf ein Verkehrsgutachten der Stadtentwicklungsbehörde, nach dem der Verkehr auf der Holsteiner Chaussee, die an dem künftigen Möbel-Grundstück vorbeiführt, in den nächsten Jahren zwischen 25 und 40 Prozent zunehmen werde. Die Autobahn-Anschlussstelle müsste demnach sogar 60 Prozent mehr Verkehr verkraften. Dazu komme der Ausweichverkehr, der zu erwarten sei, wenn die A 7 innerhalb Hamburgs auf sechs und acht Spuren ausgebaut werde.
Die Behörde rechnet mit ganz anderen Zahlen: Täglich würden 6.800 Autos den Höffner-Parkplatz anfahren oder verlassen. Je 15 Prozent davon benutzten den nördlichen und den südlichen Teil der Holsteiner Chaussee, 30 Prozent den nördlichen Abschnitt der A 7 und 20 Prozent den südlichen Abschnitt der Autobahn, 20 Prozent die A 23. Auf der A 7 passieren zurzeit 150.000 Fahrzeuge im Tagesdurchschnitt, auf der Holsteiner Chaussee 25.000.
Die neue Höffner-Filiale würde also das Verkehrsaufkommen auf der Holsteiner Chaussee nur um rund 1.000 Fahrzeuge steigern – das wären vier Prozent. Zusammen mit weiteren geplanten Ansiedlungen rechnet die Behörde im Extremfall mit insgesamt 6.000 zusätzlichen Fahrzeugen, also plus 24 Prozent. Und das, erklärt ein Behördensprecher, sei großzügig gerechnet. Die Chaussee könnte den zusätzlichen Verkehr ohne Weiteres verkraften, es müssten nur die Kreuzungen ausgebaut werden. Der Lärm werde kaum merklich zunehmen.
„Das ist reine Theorie!“, schimpft die Initiative. „All die Menschen, die an der Holsteiner Chaussee wohnen, wissen es besser.“ Die Straße sei bereits heute überlastet, kleinste Störungen führten zu Staus und hoher Abgasbelastung.