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Archiv-Artikel

„Zum Beispiel Hinterhöfe“

INNENSICHT Die Fotografin Jana Tolle porträtiert ein Blankenese jenseits des glatten Images

Von MAC
Jana Tolle

■ 33, ist freie Fotografin. Die Blankeneserin ist spezialisiert auf Reportage-, Porträt- und Lebensmittelfotografie.

taz: Frau Tolle, gibt es vor Blankenese ein Elbungeheuer, von dem wir nichts ahnen?

Jana Tolle: Wie kommen Sie darauf?

Na ja, Sie haben Ihre Fotoausstellung über den Elbvorort „Blänkennessi“ getauft.

Blänkennessi hat nichts mit dem Ungeheuer von Loch Ness zu tun, sondern ist an die englische Aussprache von Blankenese angelehnt. Aber letztendlich geht es um meinen eigenen ganz subjektiven Blick auf einen Stadtteil.

Der als schick, nobel und gediegen gilt …

… aber eben auch noch ganz andere Seiten hat. Ich bin vor einem Jahr hierher gezogen und mein Blankenese-Bild hat sich ganz schnell gewandelt. Das wollte ich fotografisch festhalten.

Inwiefern gewandelt?

Ich habe auf meinen vielen Streifzügen durch den Elbvorort sehr viele spannende Menschen und Orte – zum Beispiel Hinterhöfe – entdeckt, die genau diesem glatten Image nicht entsprechen.

Was genau gibt es nun bei Ihnen zu sehen?

20 Fotografien: Porträts skurriler Leute und Aufnahmen versteckter Plätze. Ich wollte ein Blankenese dokumentieren, das selbst manchem Blankeneser fremd ist. Ein Teil dieser anderen Perspektive ist das alte, das ganz traditionelle Blankenese – die Plätze und Bewohner, die heute noch Hinweise darauf liefern, dass Blankenese einst vor allem ein Fischerdorf war und hier seine Wurzeln liegen.

Wie dokumentieren Sie das?

Ich habe ich mich gezielt auf Spurensuche begeben und zum Beispiel einen Fischer entdeckt, der nachts von einem Ponton aus Aale fischt. Vom ganzen Erscheinungsbild her passt dieser Mann überhaupt nicht zum schnieken Blankenese von heute, wie viele andere Menschen auch, die hier schon ewig wohnen.

Sie selbst leben noch nicht ewig hier, kommen ursprünglich aus Halle und wohnen seit einem Jahr am Blankeneser Süllberg: Ist das schon Heimat oder fremdeln Sie noch?

Ich lebe bereits seit elf Jahren in Hamburg – da kann man schon von Wahlheimat sprechen. Blankenese mit seinem doch sehr dörflichen Charakter ist eher eine Station. Ich fühle mich hier zwar sehr wohl, und doch werde ich nicht auf ewig hier bleiben. INTERVIEW: MAC

„Blänkenessi – Fotoausstellung über Leute und Hinterhöfe in Blankenese“. Vernissage: 18 Uhr, Treppenkrämer, Hans-Lange-Str. 23. Die Ausstellung ist bis zum 6. November zu sehen