: Wind aus Nordwesten
ENERGIE Die Offshore-Windenergiebranche trifft sich ab heute in Bremerhaven. Der Norden sieht sich als europaweit führend und hegt sehr ehrgeizige Ziele, doch Schleswig-Holstein ist im Hintertreffen
Über 800 Offshore-Windenergie-ExpertInnen aus der ganzen Welt kommen ab heute in Bremerhaven zu ihrem jährlichen Branchentreffen zusammen. Organisiert wird es von der Windenergie-Agentur Bremerhaven (WAB), die 300 Unternehmen und Institute vertritt. Deren Geschäftsführer Ronny Meyer spricht zwar von Norddeutschland als „der Offshore-Region in Europa“. Er meint aber Bremen und Niedersachsen – jedenfalls nicht Schleswig-Holstein.
Das Land ist im Geschäft mit Windparks auf dem Meer bislang offenbar so unbedeutend, dass neben dem Bremer Wirtschaftsstaatsrat Heiner Heseler und dem Umweltstaatssekretär Stefan Birkner aus Hannover aus Schleswig-Holstein gar kein Vertreter zur Auftaktpressekonferenz eingeladen wurde.
Dabei hat die Branche ambitionierte Ziele ausgegeben: Bis 2020 soll die Windenergie auf Nord- und Ostsee zehn Gigawatt Strom liefern. Zum Vergleich: Derzeit sind es 200 Megawatt – eine Größenordnung, die an Land schon 1992 erreicht war, wie Meyer sagt. Auch die Arbeitsplatzversprechen sind groß: Die WAB spricht von bis zu 28.000 Jobs in den kommenden zehn Jahren. Heute beschäftigt die Industrie etwa 4.000 bis 6.000 Menschen.
Erfreut reagierte die Branche gestern auf den Beschluss des Bundeskabinetts, demzufolge die Anfangsvergütung für Offshore-Strom von 15 Cent pro Kilowattstunde auch nach 2015 erhalten bleiben soll. Die Rendite liegt laut einer Studie der Beratungsgesellschaft KPMG derzeit bei sieben Prozent. Windräder an Land, die anders als auf See häufig von BürgerInnen finanziert werden, sollen deutlich weniger Vergütung bekommen.
Auch an anderer Stelle werden die großen Energiekonzerne unterstützt: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) legt ein fünf Milliarden Euro schweres Programm auf. Der Wattenrat Ost-Friesland kritisierte die „Geschenke“ an die Offshore-Betreiber und fürchtet steigende Strompreise. JAN ZIER