: Preise runter, Effizienz rauf
SONNENENERGIE Die Intersolar in München ist auch in diesem Jahr wieder größer als je zuvor
Die Photovoltaik jagt von einem Rekord zum nächsten – und genau so ergeht es auch der weltgrößten Solarmesse Intersolar. In München wird die Leistungsschau der Solarbranche vom 8. bis 10. Juni eine Fläche von 165.000 Quadratmetern belegen und damit bald auf Augenhöhe mit den großen traditionellen deutschen Messen stehen: Die Automesse IAA in Frankfurt zum Beispiel belegte zuletzt 195.000 Quadratmeter, die Hannover Messe 230.000 Quadratmeter. Auf der Intersolar werden 2.200 internationale Aussteller Neuerungen aus der Photovoltaik und deren Produktionstechnik, sowie aus der Solarthermie präsentieren.
Die Fortschritte beim Solarstrom sind beachtlich, vor allem beim Preis: Aktuell gibt der Branchenverband für eine mittlere Dachanlage einen Nettopreis von 2.422 Euro pro Kilowatt an – vor fünf Jahren war die Technik noch doppelt so teuer. Im Vergleich zu den achtziger Jahren ist der Preis nominal betrachtet sogar um 85 Prozent gefallen, bei Berücksichtigung der Inflation sogar noch stärker. So ist bereits für 2012 zu erwarten, dass der Preis einer Kilowattstunde Solarstrom vom eigenen Dach auf die Höhe des Steckdosenpreises sinkt – man spricht dann von Netzparität.
Die Preissenkung ging einher mit einem rasanten Marktwachstum. Im Jahr 2010 gingen in Deutschland 240.000 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 7,3 Gigawatt neu ans Netz, fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Die insgesamt installierte Photovoltaikleistung in Deutschland lag Ende Februar 2011 bei 17,7 Gigawatt. Bis 2020 soll der Solarstrom seinen Anteil am deutschen Strombedarf von derzeit 3 Prozent auf über 10 Prozent steigern.
Während der Markt wuchs und die Preise fielen, wurden die Anlagen auch immer effizienter. Forschern des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg ist es im Februar gelungen, mit einem Wirkungsgrad von 19,3 Prozent einen neuen Rekordwert für einfach herzustellende großflächige Siliziumzellen aufzustellen, die schon bald den Markt erreichen könnten. 1989 lag der Wirkungsgrad-Weltrekord von multikristallinen Siliziumzellen noch bei 14,5 Prozent, im Jahr 2004 erreichte er 17,7 Prozent. Verbesserte Fertigungsverfahren haben diesen Fortschritt ermöglicht. Dazu zählen zum Beispiel verbesserte Silizium-Kristallisationsprozesse, die allein eine Effektivitätssteigerung der Module von 0,4 Prozentpunkten bewirken können.
Fortschritte gibt es aber auch bei der Systemtechnik, denn Solarstromanlagen müssen künftig auch aktiv zur Netzstabilität beitragen. Daher werden Wechselrichter künftig mithelfen, Spannung und Frequenz zu stabilisieren und bei Bedarf Blindleistung einspeisen.
Zwar dominiert auf der Intersolar traditionell die Photovoltaik, doch auch die Solarthermie spielt eine wichtige Rolle. Hier ist die Integration der Kollektoranlage in das Heizungssystem ein Aspekt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt. Und nachdem die Solarthermie in der Vergangenheit vor allem auf Ein- und Zweifamilienhäusern beliebt war, stehen nun auch größere Anlagen zunehmend im Fokus, unter anderem auch für die Gewinnung industrieller Prozesswärme. Auch die solare Kühlung über Sorptionsprozesse spielt zunehmend eine Rolle. Zur Intersolar werden in diesem Jahr mehr als 75.000 Besucher erwartet. BERNWARD JANZING