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DISKRIMINIERUNG Mit Schulungen und einem Siegel geht Hannover gegen Rassismus an Disko-Türen vor

Hannovers Diskotheken können ihr angekratztes Image aufbessern

Herkunft oder Hautfarbe dürfen kein Grund dafür sein, dass Partygäste von Türstehern an Diskotheken abgewiesen werden. In der Praxis sieht das anders aus. „Das Problem tritt an jedem Wochenende und in jeder Stadt auf“, sagt Vera Egenberger vom Büro zur Umsetzung von Gleichbehandlung. In Hannover soll ein Siegel nun Abhilfe schaffen.

Die Stadt und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wollen Diskobetreiber mit Schulungen für das Thema Diskriminierung sensibilisieren. Wer mitmacht und im Anschluss die eigenen Türsteher über das Allgemeine Gleichstellungsgesetz informiert, bekommt ein Schild mit der Aufschrift „Pro AGG!“ an die Tür.

„Migranten können dann sicher sein, hier komme ich rein, ohne diskriminiert zu werden“, sagt Kirsten Jordan vom Dehoga. Diskotheken könnten mit dem Siegel ihr Image verbessern. Insgesamt unterstütze die Kampagne das gegenseitige Verständnis von Betreibern und Gästen.

In Hannover ist das Thema spätestens seit einem Prozess im vergangenen Jahr auf der Agenda. Der Student Murat F. klagte vor dem Amtsgericht gegen eine Diskothek, die ihn wegen seines Migrationshintergrundes abgewiesen hatte, und bekam 1.000 Euro Entschädigung. Weist der Club den Mann wieder ab, droht sogar ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro.

Vera Egenberger hat den Fall betreut und unterstützt gerade einen weiteren jungen Mann vor Gericht. Das Siegel sei ein guter Schritt, findet die Beraterin. „Aber wir müssen abwarten, ob sich in der Praxis wirklich etwas ändert.“ Wenn Betreiber vorsätzlich eine ethnische Auswahl träfen, helfe auch keine Schulung. Eine Änderung im Gaststättengesetz sei notwendig, damit das Ordnungsamt Ordnungsgelder verhängen könne. „Denn offensichtlich haben bisher nicht alle Betreiber aus dem Urteil gelernt.“  REA