KÜNSTLERHAUS BETHANIEN
: Kalter Krieg und kalte Küche: Da wird gebläht!

Der Kalte Krieg ist Geschichte, willkommen in der hitzigen Eiszeit zwischen Russland und, ja wem eigentlich? Der USA, der EU, der westlichen oder gar der zivilisierten Welt? Da vor allem in der Küche ein reger Kulturaustausch stattfindet, der stets voranschreitet, ist es ein schöner Schachzug der indischen Künstlerin Prajakta Potnis, sich während ihres Stipendiums in Berlin mit ihrer Installation auf die legendäre „kitchen debate“ zwischen dem begnadeten sozialistischen Rhetoriker Nikita Chruschtschow und Richard Nixon zu beziehen. Mit Fotografien und Zeichnungen kommentiert sie den berühmt gewordenen ideologischen Wettstreit zwischen den damaligen US-amerikanischen Vizepräsidenten und dem sowjetischen Ministerpräsidenten, den die beiden einst in einer amerikanischen Musterküche auf einer amerikanischen „Kulturmesse“ in Moskau hielten. Liest man den zentralen Text, den Potnis ebenfalls an die Wand gebracht hat, lässt einen der lockere wie bestimmte Ton schmunzeln. Die improvisierte und nahezu comichaft überzeichnete Debatte über Vor- und Nachteile des Kommunismus und des Kapitalismus 1959 wurde dann auch unzensiert im amerikanischen Fernsehen gesendet. Aber selbst wenn das Auge zwischen den Textseiten verrutscht und die korrekten Reihenfolge nicht eingehalten wird: Egal! Er funktioniert trotzdem, so wahnwitzig sind die Argumente und Bilder der beiden Staatsmänner. Warum also nicht das Persönliche mit dem Öffentlichen vermischen und die (Atom-)Bombenstimmung in Form eines übelst blähenden Blumenkohls durch den kapitalistischen Mixer jagen? MJ

■ Bis 2. 11., Di–So 14–19 Uhr, Kottbusser Str. 10