MICHAEL HEINZE, REHABILITIERTER BÜRGERMEISTER
: Der Rückkehrer

■ 55, ehemaliger Grenz-Kommandeur und IM, alter und neuer Bürgermeister der Gemeinde Schönberg.Foto: Jürgen Lenz

Reden will Michael Heinze nicht. „Keine Lust“, sagt er nur. Dabei hätte der 55-jährige Politiker aus dem nordwestmecklenburgischen Schönberg durchaus etwas zu erzählen. Er könnte zum Beispiel über den vielleicht befriedigendsten Donnerstag seines politischen Lebens sprechen, an dem ihm das Schweriner Verwaltungsgericht den Weg für die Rückkehr ins Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters seiner Stadt bereitet hat. Will er aber nicht.

Dabei beendete dieses Urteil den Schwebezustand, in dem Heinze sich seit zwei Jahren befindet: Im Juni 2009 wurde er mit 72 Prozent als Bürgermeister im Amt bestätigt, musste aber schon wenige Wochen später den Posten wieder räumen. Sehr zum Unmut vieler Schönberger, die am Tag seiner Absetzung auf dem Marktplatz auf ihn warteten, ihm auf die Schulter klopften und Plakate mit der Aufschrift „Die Bürger haben gewählt“ hoch hielten.

Heinze, der 1972 in die SED eintrat und heute Mitglied der Linkspartei ist, hatte bei seiner ersten Bürgermeisterkandidatur 2004 seine frühere Stasi-Mitarbeit unter den Tisch fallen lassen. „Damals hatte sich die rot-rote Landesregierung eigentlich entschlossen, die Überprüfung im Landesbeamtengesetz abzuschaffen“, begründete er seine Entscheidung kurz nach seiner Amtsenthebung in der Welt. „Darauf hatte ich gehofft.“ Und verloren. Dass der ehemalige Kommandeur der DDR-Grenztruppen in Salzwedel, Dresden und zuletzt in Schönberg als „IM Richard“ in den eigenen Reihen spionierte und dies bei seiner Kandidatur bewusst verschwieg, gibt er heute zu.

Er sei 2004 zur Wahl angetreten, um den Bürgerlichen „zu zeigen, dass wir auch da sind“, schrieb er in dem Buch Grenzerfahrungen. „Ich werde standhaft bleiben!“, verkündete er noch im März 2010 in einem offenen Brief an Freunde und Parteigenossen und kündigte Klage gegen die Amtsenthebung an.

Seine Standhaftigkeit hat sich nun ausgezahlt: Die Stasi-Geschichte liege lange zurück und Menschenrechtsverletzungen bei seinem Dienst an der Grenze seien nicht bekannt, so die Begründung der Richter. ILKA KREUTZTRÄGER