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Archiv-Artikel

Freigeister gegen Freiluftleitungen

NETZAUSBAU 3.600 Kilometer neue Trassen sollen bundesweit bis 2020 verlegt werden. Bürgerbewegungen in Norddeutschland plädieren gegen Höchstspannungsleitungen und für versteckte Erdverkabelung

„Die Interessen der Menschen dürfen bei aller Eile nicht vergessen werden“

Hans-Jürgen Siegel, BI Delligsen

Der Energieverbrauch in Deutschland wächst. Und mit ihm der Bedarf an Stromtrassen. Allein bis 2020 sollen bundesweit rund 3.600 Kilometer neue Leitungen entstehen, ein Großteil davon in Niedersachsen.

Kritiker von Höchstspannungsleitungen befürchten nach dem angekündigten Atomausstieg, nun weniger Mitspracherechte zu haben. „Die Interessen der Menschen in betroffenen Regionen dürfen bei aller Eile nicht vergessen werden“, sagte Hans-Jürgen Siegel, Bürgerinitiative Delligsen in der Hilsmulde.

Generell begrüßten die Bürgerinitiativen die Energiewende und die zunehmende Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie. Peter Gosslar von der Bürgerbewegung Pro Erdkabel stellt klar: „Wir sind keine Totalverweigerer von Stromleitungen.“

Gemeinsam mit seinen Mitstreitern kämpft Gosslar seit 2007 für eine Erdverkabelung in sogenannter Gleichstromtechnik (HGÜ) – etwa versteckt in einer Lärmschutzwand entlang einer Autobahn.

Nach aktuellem Planungsstand sind Erdverkabelungen nur auf einer Länge von rund 18 Kilometern geplant – das wären fünf Prozent des vorgesehenen Netzausbaus. Eine HGÜ-Trasse wäre um bis zu ein Fünffaches teurer als die Freiluftvariante mit ihren bis zu 80 Meter hohen Masten.

An diesem Samstag wollen 19 Bürgerinitiativen in Hannover auf die Straße gehen, um gegen die für 2015 geplante 380-Kilovolt-Leitung zwischen Wahle und dem hessischen Mecklar zu protestieren. Dazu erwarten sie rund 500 Teilnehmer aus den betroffenen Regionen entlang der rund 190 Kilometer langen Strecke. „Insgesamt sind 130 Ortschaften von der Trassenplanung betroffen“, sagte Pro-Erdkabel-Sprecher Gosslar. Sollte die Politik an der Freiluftvariante festhalten, werde es eine lange Klagewelle geben.  (dpa)