: berliner szenen Trailerdreh für „Tracks“
Verschiedene Farben
Die Nachmittagssonne scheint auf Zehlendorfer Vorstadtvillen. „Hier soll das also sein“, denke ich und frage einen älteren Herrn nach der Sophie-Charlotten-Straße. „Immer geradeaus!“ Ich finde sie auf Anhieb. Nur die Hausnummer gibt es nicht. Ich rufe die Pressefrau von Arte an. Es stellt sich heraus: Ich bin falsch. Ich muss zur Sophie-Charlotten-Straße in Charlottenburg. Die nette Stimme von Arte sagt, ich solle mir ein Taxi nehmen. Auf ihre Kosten. Der Taxifahrer bringt mich zum Studio. Hier dreht „Tracks“, das Musikmagazin, Trailer zum zehnjährigen Jubiläum. Prominente gratulieren.
Als ich den Eingang gefunden habe, begrüßt mich eine Französin mittleren Alters in gebrochenem Deutsch. Sie führt mich in eine riesige, dunkle Produktionshalle. Frank Spilker von der Band Die Sterne sitzt im grünen Scheinwerferlicht. Die Französin zieht mich eine Treppe herauf. „Hier ist die Maske.“ Ich fange an zu lachen. Dann versteht sie, dass ich nicht der Technoproduzent A Guy Called Gerald bin, sondern taz-Praktikant. Sie bringt mich wieder runter. Der Regieassistent begrüßt mich und fängt an, Anweisungen zu geben. Schon wieder. Lachen. Man steht kurz vor dem letzten Take, dem Höhepunkt des Spots: „Trois, deux, un … Action!“ Der Sterne-Sänger wird mit einem Eimer grüner Farbe überschüttet. Zu niedrig. Zweiter Versuch. Jetzt klappt’s. Spilker verreibt sich die Farbe im Gesicht: „Happy Birthday, Tracks!“ Alle klatschen. Auftritt meines vermeintlichen Doubles: Gerald ist schwarz und Ende dreißig. Dass ich helle Haut habe und ungefähr fünfzehn Jahre jünger bin, hat keinen verwundert. Auch er dreht seinen Spot. Nach einer halben Stunde steht wieder ein Farbeimer bereit. Gerald willigt ein. Splash. Der Drehtag ist zu Ende. ROBERT ACKERMANN