: Fünf Jahre Haft für Pistorius
SÜDAFRIKA Der einstige Weltsportstar muss wegen Totschlags an seiner Freundin ins Gefängnis, entgegen dem Plädoyer seiner Anwälte
JOHANNESBURG taz | Der ehemalige Sportstar Oscar Pistorius muss wegen fahrlässiger Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp für fünf Jahre ins Gefängnis. Dieses Strafmaß für den 27-jährigen Behindertenläufer verkündete Richterin Thokozile Masipa am Dienstag nach einem halbjährigen Gerichtsprozess. In einem weiteren Urteil bekam er drei Jahre auf Bewährung für Waffengebrauch in einem Restaurant.
Im Anschluss an den Richterspruch wurde Pistorius in einem Polizeiwagen direkt in das Kgosi Mampuru Gefängnis in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria transportiert. Seine Familie hat das Strafmaß akzeptiert. Allerdings haben Staatsanwalt und Verteidiger zwei Wochen Zeit, Berufung einzulegen.
Viele Südafrikaner sind jetzt enttäuscht, denn die fünf Jahre Haft können schon nach zehn Monaten auf Antrag in Hausarrest umgewandelt werden. Der Staat hatte eine Mindeststrafe von zehn Jahren Haft gefordert, während sein Verteidiger für Hausarrest und gemeinnützige Arbeit plädierte. Pistorius zeige Reue und habe als Behinderter mit Beinprothesen in Südafrikas überfüllten und brutalen Gefängnissen wenig Chancen, sich gegen Angriffe zu wehren, hatte die Verteidigung letzte Woche in der Anhörung zum Strafmaß argumentiert.
Doch die Richterin ließ sich davon nicht beeindrucken. „Keine Gefängnisstrafe zu verhängen, würde die falsche Botschaft aussenden, und eine lange Haftstrafe zeigt das Fehlen von Gnade und die Hoffnung auf Läuterung“, sagte sie. Die Bedingungen in südafrikanischen Gefängnissen seien nicht perfekt, aber die Gefängnisbehörden hätten nicht zum ersten Mal mit einem behinderten Häftling zu tun. Sie gehe davon aus, dass Pistorius auch in Haft medizinisch betreut werde.
„Das Hauptkriterium ist der Grad der Schuldfähigkeit“, sagte die Richterin. „Einen fahrlässigen Akt begangen zu haben, kann nicht ignoriert werden.“
Im Strafprozess hatte das Gericht Pistorius bereits von vorsätzlichem Mord an seiner Freundin freigesprochen. Doch er habe den vermeintlichen Eindringling in sein Haus gezielt töten wollen, sagte Masipa; von jemandem mit Waffentraining sei höchste Verantwortung im Umgang mit Waffen zu erwarten.MARTINA SCHWIKOWSKI