: Mehr zahlen, weniger kriegen
Vattenfall erhöht die Strompreise für Grundtarif überdurchschnittlich. Wer zum 1. Juli nicht ein anderes Produkt wählt, zahlt drauf. Verbraucherzentrale warnt vor fragwürdigem Zusatzangebot
VON GERNOT KNÖDLER
Mit der Tarifreform zum 1. Juli verschärft Vattenfall den Nachteil für alle, die ihre Stromverträge haben weiterlaufen lassen. Zum einen steigt der Preis für die Grundversorgung überdurchschnittlich, zum anderen streicht Vattenfall das damit bisher verbundene Service-Paket. Dieses wird Teil eines neuen Produkts, mit dem Vattenfalls seinen Strom teuer verkaufen will. Für die Verbraucherzentrale ist dieser „Haushaltsschutzbrief“ von zweifelhaftem Wert.
Wie bereits berichtet, erhöht Vattenfall die Preise für Haushalts- und Gewerbekunden um 7,2 Prozent. Zugleich wird das Tarifsystem reformiert: Alte Angebote werden verändert und umbenannt, neue kommen hinzu. Das betrifft auch den Tarif „Hamburg Classic Haushalt“ – das ist der Tarif, den alle bezahlen, die nach der Liberalisierung des Strommarktes nicht zu einem anderen Tarif oder einem anderen Versorger gewechselt sind.
Weil der Tarif „Hamburg Classic Haushalt“ mit Ausnahme des Vattenfall-Ökostroms das teuerste unter den Angeboten des schwedischen Stromkonzerns ist, hatte ihn Vattenfall mit einer Service-Gutschrift, Qualitätsgarantien und einer Stromausfallversicherung kombiniert. Dieses Service-Paket fällt zum 1. Juli weg – obwohl der Tarif, der künftig „Hamburg Basis Privatstrom“ heißt, um 8,7 Prozent teurer wird. Das Paket wird in leicht verbesserter Form als „Haushaltsschutzbrief“ Teil des neuen Angebots „Hamburg Klassik Privatstrom“, das paradoxerweise billiger ist als der „Basis Privatstrom“.
Aus Sicht der Berliner Verbraucherzentrale, die das entsprechende Angebot in Berlin bewertet hat, sollten Kunden zu dem noch billigeren Angebot „Kompakt Privatstrom“ greifen. Der Schutzbrief rentiere sich nicht. „Wer das Kleingedruckte liest, stellt schnell fest, dass die Leistungen stark eingeschränkt, überflüssig und teils finanziell riskant sind“, warnt die Verbraucherzentrale.
Wer schon eine Hausratversicherung habe, brauche keine Stromausfallversicherung. Überdies sieht der Schutzbrief Maximalbeträge vor. Das berge das Risiko, dass die Rechnung der von Vattenfall geschickten Handwerker am Ende doch höher sei und ein unkalkulierbarer Betrag draufgezahlt werden müsse. Generell empfehlen Verbraucherschützer, sich nur gegen Risiken mit existenzbedrohenden Schadenssummen zu versichern.
„Diese Kunden kriegen ein Produkt mit Mehrwert“, sagt eine Vattenfall-Sprecherin. „Wer das nicht wünscht, hat in unserem Portfolio andere Möglichkeiten.“ Er könnte sich auch einen anderen Versorger suchen. Das beste Vattenfall-Angebot liegt im Vergleich von verivox.de auf Platz 15, der Basistarif auf Platz 35.