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■ Football Under Cover Deutschland 2008, R: Ayat Najafi So absurd mussten sich Berliner Fußballerinnen verkleiden, um im April 2006 in Teheran zu einem offiziellen Freundschaftspiel gegen die iranische Frauen-Nationalmannschaft antreten zu dürfen. Den beschwerlichen Weg gegen den Widerstand von fundamentalistischen Sittenwächtern und Bürokraten zu diesem Match hin zeigt diese Dokumentation, die als solche kaum vom Spiel selber zu trennen ist, denn das wurde schließlich nur möglich, weil durch das deutsche Kamerateam schon ein eigentlich unerwünschtes öffentliches Interesse geweckt worden war. Der Film läuft als einer der letzten vor dem Umzug im Kino 46. ■ Kusswechsel Italien 2011, R: Fausto Brizzi, D: Luciana Littizzetto, Emilio Solfrizzi „Klischees kommerziell ausschlachten: „Kusswechsel“ ist ein italienischer Ensemblefilm, der die unterhaltsamen Höhen des britischen Neo-Klassikers „Love Actually“ anvisiert, dabei aber bisweilen sogar „Männerherzen“-Niveau – das deutsche Pendant – unterschreitet. In Fausto Brizzis Komödie wird entweder in bester Volkstheatermanier und selbstredend Klischee-überladen klamaukiert oder auf schleimiger Vormittagsseifenoper Art und Weise gelitten. Im Kino hat dieser diplomatisch formuliert wonnige und leichtfüßige TV-Quatsch nichts verloren – auch wenn er im Stiefelland über zwei Millionen Kinobesucher mutmaßlich unterhielt“, schrieb Arne Hübner auf seiner Homepage mit dem schönen Titel „Bummelkino“. Der Film läuft im Cinema. ■ Schlafkrankheit Deutschland/Frankreich/Niederlande 2011, R: Ulrich Köhler, D: Pierre Bokma, Jean-Christophe Folly „Alex ist Arzt und reist im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation nach Kamerun, wo er ein Entwicklungshilfeprojekt zur Eindämmung der Schlafkrankheit evaluieren soll. Seine Geschichte prägt den zweiten Teil des Films, der erste Teil kreist um den deutschen Arzt Ebbo, der im Begriff steht, Yaoundé zu verlassen, um sich mit seiner Frau und seiner Tochter im hessischen Wetzlar einzurichten. Eine Ausfallstraße in Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns. Alex kauft Zigaretten an einem Straßenstand. Als der Händler ihm den Preis für die Schachtel nennt, protestiert er: „Halten Sie mich für einen Touristen? 600 Franc – nicht mal in Paris kostet eine Schachtel Zigaretten so viel, 10 Euro!“ Der Händler entgegnet, der Wechselkurs sei falsch veranschlagt. „600 Kameruner Franc, das ist weniger als ein Euro.“ Verlegen kramt Alex die Scheine aus der Hosentasche. Diese Szene birgt einiges: die Angst des Europäers, von seinem afrikanischen Gegenüber übervorteilt zu werden, den Hang zur Überreaktion, den diese Angst mit sich bringt, die Scham im Augenblick, in dem der eigene Irrtum begriffen wird. „Schlafkrankheit“ hat mehrere solcher Szenen, in manchen findet eine Übervorteilung tatsächlich statt, in anderen bleibt sie Projektion der Figuren, doch die Angst, das Unbehagen und die Überheblichkeit grundieren fast jede Interaktion zwischen Europäern und Kamerunern. Köhler gelingt es mit diesen Szenen auf subtile Weise daran zu erinnern, dass das postkoloniale Dilemma keinen einfachen Ausweg kennt“, schrieb Cristina Nord von der diesjährigen Berlinale über den Preisträger des silbernen Bären. Der Film läuft in der Schauburg.