: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die Spanische Fliege (lat. Lytta vesicatoria, früher Cantharis vesicatoria) ist ein Käfer aus der Familie der Ölkäfer (Meloidae). So weiß es Wikipedia. Der Pharmaindustrie diente dieses Insekt in vorviagranischen Zeiten in pulverisierter Form auch zur Herstellung von Potenzmitteln. Womit man dann langsam jene Zonen erreicht, in denen das Tier auf Berliner Bühnen nun in dieser Woche höchste Relevanzstufe erreicht: am Mittwoch nämlich kommt in der Volksbühne Herbert Fritschs Inszenierung der rasenden Komödie „Die spanische Fliege“ heraus, ein berüchtigter Schwank von 1913, der jetzt mit Spitzenkräften wie Sophie Rois und Wolfram Koch wiederaufersteht. Im aktuell vorliegenden Fall jedoch ist die spanische Fliege eine Varietétänzerin mit aphrodisierender Wirkung auf die männliche Physis, speziell jene des biederen Senffabrikanten Ludwig Klinke. Aber sehen Sie lieber selbst. Die Physis, wenn auch auf ganz andere Art, spielt auch im Theater Thikwa eine Rolle, wo am Donnerstag das „Atelier für physisches Theater“ mit einer Pastiche über unsere absurde Welt zu Gast ist: die berlinisch-römische Theatermacherin Mina Tinaburri zeigt ihren gestisch-minimalistischen Abend „Die menschliche Komödie“. Die letzte A-Premiere dieser Spielzeit steht im Potsdamer Hans Otto Theater an, wo Barbara Bürk die finster grundierte Familienkomödie des amerikanischen Dramatikers Tracy Letts „Eine Familie“ inszeniert, hochkarätig unter anderem mit Tina Engel besetzt. „August: Osage County“, wie das Stück im Original betitelt ist, ist eine Kreuzung aus Eugene O’Neill, Anton Tschechow und Fernseh-Sitcoms unserer Tage. Verhandelt wird der amerikanische Traum vom Glück und die Verheerungen, die der allzu blinde Glaube daran in einer Familie anrichtet. Die Premiere findet ebenfalls am Donnerstag statt.
■ „Die spanische Fliege“: Volksbühne, ab Mi.
■ „Die menschliche Komödie“: Theater Thikwa, ab Do.
■ „Eine Familie“: Hans Otto Theater Potsdam, ab Do.