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Archiv-Artikel

DOMINIC JOHNSON ÜBER DEN VOLKSAUFSTAND IN BURKINA FASO Der Frühling lebt

Das junge Afrika will keine Dauerherrscher, die zu Lebzeiten nicht von der Macht lassen können

Als 2011 der „Arabische Frühling“ in Tunesien und Ägypten verkrustete Regime hinwegfegte, wurde in ganz Afrika das Geschehen mit Spannung verfolgt. Wenn am Nordrand des Kontinents einige der stärksten Diktaturen durch Volksaufstände gestürzt werden können, sind dann nicht auch die viel instabileren Unrechtsstaaten südlich der Sahara reif für die Revolution? Es gab am Ende keinen Domino-Effekt, wohl aber das Aufblühen eines neuen politischen Bewusstseins in der afrikanischen Jugend.

In Burkina Faso ist dieser Tage aus Unzufriedenheit und sporadischem Protest eine Volksbewegung geworden, die auch ein scheinbar festgefügtes Regime aus dem Sattel heben kann. Nicht Armut, Korruption oder Vetternwirtschaft brachte in Ouagadougou und anderen Städten die Menschen zu Hunderttausenden gegen den Präsidenten auf die Straße, sondern das Ansinnen, die Verfassung zu verändern, damit der Staatschef bei den nächsten Wahlen erneut antreten kann. Zwei Drittel der Menschen in Burkina Faso kennen keinen anderen Präsidenten als Blaise Compaoré, der seit 1987 regiert. Das Land hat von seiner Regierungszeit eher profitiert, aber es zeigt sich: Das aufstrebende junge Afrika will keine Dauerherrscher, die zu Lebzeiten nicht mehr von der Macht lassen wollen – und die aufgeklärte städtische Elite ist empfindlich, wenn es darum geht, Verfassungstexte zu verbiegen.

Es gibt viele Langzeitherrscher, denen jedes Mittel recht ist, um ihre Macht zu behalten. Immer wieder lassen internationale Partner sie im Namen der „Stabilität“ gewähren. Aber diese Stabilität ist langfristig keine, wenn die Herrschenden die Gesetze nach Gutdünken brechen. Die zornigen Jugendlichen in Ouagadougou haben das begriffen. Der Rest der Welt sollte ihnen dankbar sein.

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