: Nicht mehr als ein Running Gag
HERTHA IM POKAL
Am Ende sieht es aus wie immer: Die Spieler von Hertha BSC trollen sich, der Trainer gesteht ein, dass der Gegner verdient gewonnen hat. Besonders überrascht wirkt keiner von ihnen.
Seit 1985 steigt das Finale des DFB-Pokals im Berliner Olympiastadion. Und auch zum 30. Jubiläum im nächsten Jahr wird der Verein, der hier seine Heimspiele austrägt, nur zuschauen.
In den meisten Ländern finden die Pokal-Endspiele an wechselnden Austragungsorten statt. Hertha BSC genießt also ein im europäischen Spitzenfußball seltenes Privileg: Jedes Jahr aufs Neue hat der Verein die Chance, ein Finale im eigenen Stadion zu spielen, vielleicht sogar den Titel zu gewinnen.
Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, sagt der Volksmund: Amateurvereine können Erstligisten schlagen, die Fallhöhe ist enorm. Zu diesen eigenen Pokalgesetzen gehört aber auch, dass Hertha BSC nicht mehr ist als ein Running Gag.
Noch nie hat es für die Profis zum Finale gereicht. Hertha scheidet in der Regel sehr, sehr früh gegen sehr, sehr kleine Gegner aus. Allein in den vergangenen zehn Jahren scheiterte die Mannschaft siebenmal an unterklassigen Teams wie dem Wuppertaler SV oder Worms.
Diesem Fortsetzungsroman fügte Hertha BSC am Dienstag also ein weiteres Kapitel hinzu: 2:4, nach Elfmeterschießen. Gegen Bielefeld. Einen Drittligisten.
Man könnte nun anführen, dass die Hertha erneut überlegen, aber ideenlos agiert hat; dass nicht mal ein Drittligist Probleme hat, die allzu durchsichtigen Angriffe zu neutralisieren; dass folglich der Trainer die Mannschaft schlecht einstellt.
Im Alltag ist all das richtig. Und im Pokal ist all das egal. Denn einer Mannschaft, die mit einem blutleeren Auftritt die Chance aufs Finale in der Heimatstadt, vor den eigenen Fans, verschenkt, kann kein Trainer und kein System dieser Welt helfen. TORSTEN LANDSBERG