: Erst Abschiebung, dann Pokal
FUSSBALL Der Eimsbütteler Turnverband hat eine neue Mannschaft – und auch Saikou C. wird auflaufen. Vor zwei Wochen noch sollte er abgeschoben werden
FRANK FECHNER, ETV-VORSITZENDER
Vor zwei Wochen noch saß Saikou C. in Abschiebehaft, jetzt steht er für den Eimsbütteler Turnverband (ETV) auf dem Fußballplatz – in der ersten Runde des DFB-Pokals. Der 19-Jährige aus Gambia sollte abgeschoben werden. Erst eine zweite Härtefallkommission entschied vergangenen Freitag, dass er nun doch bleiben dürfe – C. hatte inzwischen seinen Hauptschulabschluss bestanden, im September will er eine Glaserlehre beginnen. In Deutschland bleiben, das heißt auch: wieder Fußball spielen für den ETV, bei dem der Defensivspieler im Kader der A-Jugend steht.
Beim ETV wiederum rumorte es in den vergangenen zwei Wochen gewaltig. Mit dem überraschenden Sieg im Hamburger Oddset-Pokal hatte sich der Landesligist für den DFB-Pokal qualifiziert. Der Streit zwischen Vereinsvorstand und Fußball-Herrenmannschaft begann: Plötzlich waren 110.000 Euro an Einnahmen zu verteilen. Einigen konnte man sich nicht. Nachdem die erste Mannschaft dem Verein schließlich ihre Kündigung auf den Tisch geknallt hatte, wusste keiner so genau, wer gegen den Zweitligisten Greuther-Fürth am 31. Juli im DFB-Pokal antreten würde.
Die Boulevardpresse titelte mit einem Spielercasting für eine neue Mannschaft, der Verein wiederum bot der alten Mannschaft den Rücktritt vom Rücktritt an. Gestern verkündete der ETV schließlich, wer für den Landesligisten auf dem Rasen stehen wird. „Es ist eine Mannschaft im Training, die sich im wesentlichen aus der erfolgreichen U19-Mannschaft des Vereins zusammensetzt“, sagte Vereinsvorstand Frank Fechner – zu der gehört auch der Gambier C. Zwei Defensivspieler der alten Mannschaft, Gunnar Hitscher und Ali Arslan, kehren zudem zum ETV zurück, zwei weitere Spieler werden womöglich neu verpflichtet.
Dem Kartenverkauf für das Pokalspiel, der ab heute beginnt, steht nun nichts mehr im Wege. Auch der Deutsche Fußball-Bund habe zugesichert, dass der Fernsehsender Sky das Spiel übertragen werde – dieser hatte erwogen das Spiel nach den Vorfällen nicht zu übertragen. Fechner freut sich daher auf den Anpfiff im Hoheluft-Stadion: „Wir hatten als Amateur-Ligist im DFB-Pokal vorher eine Außenseiterchance und wir haben immer noch eine Außenseiterchance.“
Die bisherige erste Mannschaft wird damit nicht mehr zum ETV zurückkehren, soviel steht fest. Auch die Hoffnung, geschlossen in einem anderen Verein anzufangen, scheint besiegelt: So hat beispielsweise der ehemalige Mannschaftsführer Simon Mensah bereits beim Oberligisten FC Sylt unterschrieben. PHILIPP WEBER