heute in bremen : „Ich vermisse den Dialog“
Generalintendant Klaus Pierwoß bekommt aus dem Güterbahnhof keinen Orden – aber ein Andenken
taz: Sie ehren den scheidenden Generalintendanten Klaus Pierwoß heute mit einem Kunstobjekt. Warum?
Peter Apel, Musiker: Er bekommt eine Erinnerungsskulptur für das Wasserschaden-Event im April im Güterbahnhof. Da hatte die Bühne des Stückes „Amerika“ nicht gehalten und die Räume der Musiker im Keller waren geflutet worden. Viele unwiederbringliche Sachen sind dabei untergegangen. Bei mir waren es Tonarchive.
Sie treten also nach?
Nein. Aber ich weigere mich weiter als Opfer in der Ecke zu stehen. Deswegen werde ich aktiv mit einer Kunstperformance. Meine Kollegen und ich sind, waren oder werden auch weiterhin Lohnsklaven des Theaters sein.…
…weil Sie für bestimmte Produktionen engagiert werden…?
Ja. In diesem Falls suche ich aber einen Weg, der auch meiner Befindlichkeit entspricht. Wir sind ja sogar noch von Kresnik, der das Stück inszeniert hat, mit dummen Sprüchen abgefertigt worden! Es gibt auch bis heute keine offizielle Entschuldigung vom Theater.
Aber das Theater hat Sie doch auch unterstützt...
Wir haben auch selbst eine CD gemacht: „Hahn aufdrehen“. Und vom Theater haben wir die Einnahmen aus einer Amerika-Vorstellung bekommen. Aber der Schaden ist im Vergleich dazu viel zu groß. Ganz ehrlich: Das Theater will mit solchen Benefizaktionen doch nur in die Presse.
Was hatten Sie denn erwartet?
Weniger Formalitäten. Mich hat die Unter-den-Tisch-Kehrerei erstaunt: Als das Ganze passiert war, dachte ich, dass einem irgendjemand einen Notgroschen gibt. Später habe ich dann wenigstens Gespräche erwartet – aber die gab es nur in Form einer Vorladung, die sehr unerfreulich lief. Das Theater hat wohl so viele Probleme, dass es sich nicht darum kümmern kann. Ich bin nicht böse. Aber ich vermisse den Dialog! FRAGEN: JANA WAGNER
Infos zur CD: www.bettlerbankett.de