: Aal-Schutz in allerletzter Minute
Die EU-Fischereiminister einigen sich nach zweijährigen Verhandlungen auf einen Rettungsplan für den Europäischen Aal. Ab Anfang 2009 sollen erstmals verpflichtend Jungtiere – so genannte Glasaale – gefangen und zur Aufzucht ausgesetzt werden
VON CHRISTINE ZEINER
Eiszeiten, Kontinentaldriften – der Aal hat schon einiges überstanden. „Ich hoffe, er übersteht auch die kommenden Jahre“, sagt Klaus Wysujack, Experte der Bundesforschungsanstalt für Fischerei. Denn für das gefährdete Tier, das nicht gezüchtet werden kann, gibt es zwar nun einen Rettungsplan – allerdings vergeht noch viel Zeit, bis sich der Bestand tatsächlich erholen kann.
Bis 2013 sollen 60 Prozent der gefangenen Jungtiere, so genannte Glasaale, wieder ausgesetzt werden. Anders gesagt: Nur noch 40 Prozent dürfen dann direkt in den Verkauf gehen. Vor allem Frankreich dürfte es nicht leicht fallen, das Ergebnis des EU-Fischereirats vom Montag seinen Fischern schmackhaft zu machen. Zumindest 600 Euro lassen sich mit einem Kilo Glasaal verdienen. Die Nachfrage ist vor allem aus Asien enorm gestiegen: Delikatesse Glasaal.
Damit ist die Reise von etwa zwei Dritteln der Aale gestoppt. Sie kamen von ihrer Geburtsstätte, der Sargassosee in der Nähe der Bahamas, nach drei Jahren Wanderschaft durch den Atlantik an die Küsten Europas. Eigentlich würden sie dann flussaufwärts in die Binnengewässer schwimmen, dort zu den langen Blankaalen heranwachsen und sich nach etwa 25 Jahren auf den Weg zurück zur Sargassosee machen, laichen und sterben.
„Der Aal scheint deshalb gefährdet zu sein, weil die Elterntierpopulation zurückgeht“, erklärt Wysujack. Möglich sei auch, dass sich der Klimawandel so stark auf die Strömungsverhältnisse und Oberflächentemperaturen im Atlantik auswirkt, dass es immer weniger junge Tiere nach Europa schaffen. Und jene, die weder als Glas- noch als Blankaal gefangen werden, leben in der Gefahr, von Wasserkraftwerken zerschreddert zu werden.
Die betroffenen EU-Mitgliedsstaaten haben nun bis Ende 2008 Zeit, „Managementpläne“ zu erarbeiten. Diese sollen eine Bestandsaufnahme beinhalten. Ab 2009 müssen 35 Prozent und bis 2013 60 Prozent der Glasaale gefangen werden, um in den Binnengewässern ausgesetzt zu werden. Damit erhalten sie die Chance, zum Blankaal heranzureifen. Üblicherweise wird im Verhältnis zum kleinen Glasaal nur ein geringer Teil als großer Blankaal gefangen. Der Rest kann sich auf den Weg Richtung Laichplatz machen und so die Art sichern. Schon jetzt kaufen Fischer Glasaale auf, um sie in Aquakulturen aufzupäppeln und Jahre später als große Tiere fangen zu können – allerdings nicht in der jetzt vorgesehenen Menge.
Bundesagrarminister Horst Seehofer spricht von einem „großen Erfolg“: Es sei gelungen, die langen Verhandlungen erfolgreich abzuschließen. Dass es nun eine Regelung gebe, sei gut, meint Wysujack. „Die Besatzmaßnahmen hätten aber stärker ausfallen und schneller vollzogen werden können.“ Die Weltartenschutzkonferenz, die derzeit in Den Haag tagt, hat indes gestern beschlossen, den Handel mit dem Europäischen Aal „künftig streng zu kontrollieren“.
Auch für den Thunfisch gibt es seit gestern einen Rettungsplan: Die Fangquoten sollen sinken. Zudem soll das Mindestgewicht der Fische von 10 auf 30 Kilo steigen, damit sich die Tiere länger vermehren können.