Eiserner Klangvorhang

FALL II Im Museum des Jugendwiderstands wird der Jahrestag mit einer Installation begangen

Beim Betreten der Friedrichshainer Galiläakirche überfällt einen am Sonntag die geballte kitschige DDR-Heimeligkeit: Im dunklen, spärlich ausgeleuchteten Raum des dortigen Jugendwiderstandsmuseums stehen einige Tische, darauf Blümchentischdecken, Kerzen, Russisch Brot. Hier spricht kein Politiker, dirigiert kein Daniel Barenboim. Nur wenige Menschen unterhalten sich leise oder lauschen einfach nur. Und doch wird auch hier des Falls der Berliner Mauer gedacht, 24 Stunden lang.

„Für uns ist das an diesem Tag der angemessene Rahmen“, sagt Sabine Heron. Sie ist eine der Kuratoren von „Iron Curtain“, einer Gedenkveranstaltung der weniger staatstragenden Art. Der Name dieses „demokratischen Happenings“ kommt nicht von ungefähr. Projektionen und Vorträge, teilweise persönlicher Art, werden durchweg von rauschigen, durchdringenden Klängen begleitet: Künstler bedienen die zwei sogenannten Stahl-Celli.

Telefon und Granate

An deren Vorderseite befindet sich ein eine glatte, ebenfalls stählerne Fläche – ein „eiserner Vorhang“, auf den Gegenstände aus der Zeit projiziert werden, in der die Berliner Mauer noch stand: ein beiges Telefon oder eine kleine, rote Granate, die in der DDR zu Wurfübungen benutzt wurde. „Wir bauen Klangmauern auf und bemalen sie mit unseren Erinnerungen“, erklärt Kuratorin Heron.

Am frühen Nachmittag, es sind kaum mehr als 20 Menschen in der Galiläakirche, hat sich ein kleiner Stuhlkreis geformt. Männer, die in den Achtzigern aus dem England Margaret Thatchers nach Berlin auswanderten, berichten von ihren Erfahrungen. Später spielt der Musiker Robert Rutman auf den von ihm entwickelten stählernen Instrumenten. MATTHIAS BOLSINGER