: „Das ist kein Automatismus“
FERNSEHEN Die ARD hofft auch ohne DFB-Auswahl weiter auf gute WM-Quoten, bezweifelt aber, dass der Boom in die Zukunft verlängert werden kann
■ 49, ist seit 2009 hauptamtlicher ARD-Sportkoordinator. Zuvor leitete er den Programmbereich Sport des NDR und war Chefredakteur des DSF.
taz: Herr Balkausky, wie groß ist bei der ARD nach dem Ausscheiden der deutschen Elf die Angst vor Quoteneinbrüchen?
Axel Balkausky: Wir sind uns bewusst, dass es bei der WM nach dem Aus des deutschen Teams sicher leider keine neuen Rekordwerte geben wird. Meiner Meinung nach wird es auch keinen Quoteneinbruch geben, da die WM eine wahre Euphoriewelle ausgelöst hat. Wie groß das Interesse ist, sieht man daran, dass nicht nur die Spiele des deutschen Teams sensationelle Zuschauerquoten verzeichnet haben, sondern auch die weiteren Partien hervorragend vom Publikum angenommen wurden. Allein das Viertelfinale USA gegen Brasilien haben im Schnitt 6,08 Millionen Zuschauer und somit fast ein Drittel des TV-Publikums verfolgt. In der Spitze waren es sogar bis zu 12 Millionen Zuschauer, womit das Niveau vergleichbar mit einem Champions-League-Finale der Männer war. Da wir nun vor den entscheidenden Spielen dieser WM stehen, gehen wir auch weiterhin von einem großen Interesse aus.
Wie stehen die Chancen, dass sich Frauenfußball endgültig als mediales Erlebnis etabliert?
Bei dem ganzen Jubel um die hervorragenden Zuschauerquoten muss man beachten, dass sowohl die Ausrichtung im eigenen Land als auch die Austragung während der Sommerpause der Männer diesen Erfolg ganz klar befördert haben. Nun muss man abwarten, ob man diesen Boom zumindest teilweise mit in die Zukunft nehmen kann. Andere große Turniere in Deutschland, etwa die Handball- oder Eishockey-WM, haben gezeigt, dass dies kein Automatismus ist.
Wird Frauenfußball nach der WM endlich regelmäßig in der „Sportschau“ auftauchen?
Der Schwerpunkt unserer Live-Berichterstattung liegt auf den Spielen der Nationalmannschaft. Darüber hinaus beobachten wir natürlich auch den Vereinsfußball sehr genau und verfügen mit unseren Dritten Programmen über wunderbare Plattformen, diesen zu präsentieren. Was die Berichterstattung im Ersten betrifft, werden wir die Entwicklung weiter beobachten und stehen in stetigen Gesprächen mit dem DFB.
Am Sonntag wurde sogar die „Tagesschau“ wegen der WM verschoben. Hätten Sie jemals so etwas erwartet?
Das ist zwar die absolute Ausnahme, doch herausragende Ereignisse erfordern eben außergewöhnliche Maßnahmen.
INTERVIEW: JUDITH PAPE